10. (0. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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tils eine uns besonders willkommene Gabe, da wir erst kürzlich — am 8. Oktober — in andächtiger Stimmung an der für alle Zeit geweihten, allen Deutschen teuren Gruftstätte verweilt haben. An der Hand der bekannten Vorgänge wird die Zusammenkunft in Verbindung mit den politischen zeitgenössischen Vorgängen von Tschirck auf das Anschaulichste geschildert. Bekanntlich hat die enthusiastische Huldigung Kaiser Alexanders gegenüber der Königin Luise nicht verhindert, • daß er der Zertrümmerung Preußens durch den korsischen Caesaren „Gewehr bei Fuß“ noch vorJahresfrist nach dem 4. November 1805 ruhig zusah.
XII. Wrölie und Wröhmänner in alter Zeit. Mitgeteilt von Herrn Oberpfarrer Recke in Spaudau. (Nach einem Vortrag, gehalten am 14. November 1905 im Gemeindesaal, der Nikolai-Kirche zu Spandau.) Nach einer Mitt. im Anzeiger für das Havelland, Spandauer Anzeiger 28. XI. 1905).
In Werneuchen’grünt noch heute die Wröhlinde, unter deren Schatten einst die Wrölie ihr Fein- und Freigericht hielt; von Bernau, seiner Wröli- und Ackerordnung aus dem Jahre 1654, sowie seiner bis in unsere Tage fortbestellenden Wröhkasse berichtet die vortreffliche Bernauer Stadtchronik viele und interessante Einzelheiten; nicht zuletzt ist Eberswalde zu nennen. Nach den dem Vortragenden freundlichst zugestellten Mitteilungen des Herrn Redakteurs Rudolf Schmidt, Mitgliedes des Eberswalder Vereins für Heimatkunde, erfreut sich die Stadt noch heute eines wirklich fungierenden Wröham tes. Aufgebaut auf die älteste Wröhordnung von 1619 und auf das Wrö hre glement von 1723 ordnet der Rezeß von 1882 die Tätigkeit des bestehenden Wröhamts auf das eingehendste. Von Eberswalde ging es nach der alten „Ackerbürgerstadt Spandow“ mit ihren Gärten, Äckern und Beiländern, Wiesen- uud Ilauskaveln, Hütung und Ilölzung. Alte, zum Teil längst verklungene Namen tauchten wieder auf. Wer kennt sie noch, die „Freiheiten und Gemeinheiten“ (gemeinsame Hütungen), den „S autrö del“, die „Semmelländer vor der Blackenheide“, das „Walpurgisland“ im Spektefelde, die „Elendsgärten“ vor dem „Heidetor“? Die Wanderung endete bei dem „Wröhmännerplatz“, einst die' „Wrühmännerwiesen“ genannt und den „Wröhmännern“ zur Nutzung überwiesen, dann in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit dem Sande der Schülerberge aufgehöht und befestigt. Die Abgrenzung des Wröhmännerplatzes nach der Neustadt zu bildet, wie hinlänglich bekannt, unsre Wröhmännerstr. Ihr Name, vor noch nicht 20 Jahren glücklich und zutreffend gewählt, bewahrt die Erinnerung an Spandaus Wrölie und Wröhmänner in alter Zeit.
Was ist die „Wrölie?“ Wröhen, Wrogen, Wrögen heilt — niederdeutsch — anklagen, tadeln, rügen. Die Wrölie ist das Freigericht der Ackerbürgergilde. Die Wröhmänner oder Wröhherren, erstere die „Beisitzer“, letztere die „Richter“, sind Freischöffeu der Wrölie. Der „Frei-