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Zimmermann, Chronik von Nieilergrtrsüorf.
Jahre waren nicht bloß die produktivsten seiner Dichterlaufbahn, sondern sie machten auch in seinem Leben Epoche. Denn in dieser Zeit wurde der Epiker Keller geboren, und zugleich vollzog sich in ihm eine entscheidende seelische Wandlung, indem der Pessimismus, der die Wirksamkeit des modernen Poeten einzuleiten pflegt, endgültig beseitigt wurde, um dem Optimismus Platz zu machen. Auch seine künstlerische Reife erhielt Keller in Berlin.
Das suchte der Vortragende klar zu machen. Daneben schilderte er die Lebensweise des Schweizers in Berlin, seinen Freundeskreis und wies auf den Einfluß, den der Aufenthalt auf die Produktion des Dichters nahm. Denn einige direkte Spuren davon sind in seinen Werken walir- zunehmen. Auch von Liebeswirren, in die Keller verstrickt wurde und die ihn schließlich von Berlin vertrieben, war die Rede. Wie das, was er in ihrem Verlauf erlebte, Motive für den Schluß des „Grünen Heinrich“ hergab, ward vom Vortragenden aufgezeigt. Endlich erörterte er die herben Urteile, die Keller über das Berliner Leben, das Theater, die Bewohner, die Landschaft nsw. fällte. Sie erklären sich hauptsächlich aus der melancholischen, trübseligen Stimmung, in der sich der bedrängte Poet befand, der, abgesehen von seiner Armut mit einem Stoffe, eben dem des „Grünen Heinrich“ zu kämpfen hatte, dem er innerlich entwachsen war und der sich dazu noch künstlerisch in einer schweren Krisis befand. Man darfdarum mitRecht ihre objektive Wahrheitbezweifeln.
Nach der Sitzung zwangloses Beisammensein im Restaurant Alt- Bayern, Potsdamerstraße.
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Noch einige Nachträge zur Chronik von Niedergörsdorf. Vergleiche Monatsheft der Brandenburgia vom Jahrgang IX, S. 161, 237, vom Jahrgang X, S. 56, von Pfarrer Zimmermann.
Das Filialdorf Wölmsdorf, eine altpreußische Enclave, liegt 2 km westlich von Niedergörsdorf in der Richtung von Nord nach Süd. Die Dorfstraße, welche nun auch eine Pflasterung erfahren wird, ist sehr breit und mit Bäumen bepflanzt, von denen eine gute Anzahl gefällt werden müssen. Auf der Dorfstraße befanden sich zwei recht tiefe, in Feldstein gefaßte Ziehbrunnen, welche im Jahre 1897 verschüttet worden sind, da jedes Gehöft einen eigenen Brunnen erhalten hat. Am Nord- und Südende des Dorfes befinden sich je ein Wasserbehälter, wie sich solche in fast allen hiesigen Dörfern vorfinden und wie dieselben von den alten Flämingern künstlich hergestellt worden sind. Die Dorfstraße ist durch die kleine Kirche mit umgebendem Friedhof etwas eingeengt. Die Kirche trägt einen Dachreuter in Fachwerk, welcher mit Schiefer bekleidet worden ist. Auf diesem Turme hängen zwei Glocken, von denen die große, aus dem Jahre 1532, zersprungen ist. Die Kirche ist ein altes Gebäude aus unbekannter Zeit im Feldsteinban. Sie ist nur klein,