Zimmermann, Chronik von Niedergörsdorf.
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aber sie reicht aus für die Gemeinde, welche nur 130 Einwohner zählt. Sonst ist sie freundlich, sauber, mit neuem Gestühl versehen und mit Steinfliesen gepflastert. Der ungewöhnlich große Altar ist verkleinert worden, um mehr Raum zu gewinnen. Frau Hüfner Fr. Höhne hat für denselben zwei versilberte Leuchter gestiftet. Auch hier wie in Niedergörsdorf steht die Kanzel frei an der südlichen Wand. Dieselbe hat schön geschnitzten Schalldeckel und ist ringsum mit den Bildern Christi und den vier Evangelisten, welche die Zeichen der Cherubim führen, geschmückt. Drei alte Holzschnitte zieren die Wände der Kirche. Der Altar trägt einen Aufsatz mit den Figuren Moses und Christus und mit einem Altargemälde, welches Christus am Schandpfahl im Richthause darstellt. Mitten auf der Dorfstraße lag bis jetzt zur großen Unzierde die verfallene Dorfschmiede, welche nun beseitigt werden wird. Sie ist eine sogenannte Laufschmiede und wird an einem Tage in der Woche von dem Schmied aus Dennewitz versorgt. Wölmsdorf hat nach den Bränden im Jahre 1845 u. 1868 schöne Wohnhäuser und geräumige Gehöfte erlangt und macht den Eindruck der Wohlhabenheit. Früher waren die dortigen Hüfner recht arm, weil sie den guten aberkalten Boden nicht richtig zu behandeln verstanden. Jetzt sind dieselben recht wohlhabend und auch mildtätig, was sich in reichlichen Beiträgen zu Kirchen- kollekteu ausspricht. Zu erwähnen ist noch, daß das Temperament der Wölmsdorfer von dem der Niedergörsdorfer sich etwas unterscheidet. Sind die letzteren mehr ernst und verschlossen, so wird besonders bei den Festen der letzteren recht fröhliches Wesen beobachtet.
L Die Turmuhr in Niedergörsdorf scheint ums Jahr 1738 eingerichtet worden zu sein, denn seit jener Zeit erscheint in den Kirchenrechnungen eine Remuneration custodi mit 12 Groschen pr. an. Dieselbe ging 1854, als der Blitz den alten Turm getroffen und ziemlich beschädigt hatte, auf den neuen Turm über und stand auf dem obersten 4. Boden über den Glocken. Sie hat der Gemeinde viel Reparaturkosten verursacht und dem alten Küstgj; Schulz, welcher sie mit großer Treue versorgt hat, viel saure Mühe; denn der Aufstieg zu derselben war nicht nur beschwerlich, sondern auch gefährliclQ 1800 ist sie vom Sturm arg beschädigt worden. Sie bestand aus einem massiv eisernen Werk und das Aufziehen war nicht so leicht. Später wurde sie auf den zweiten Boden gestellt, aber ihre Zeit war gekommen und sie blieb längere Zeit stehen.
Im Jahre 1902 wurde die Gemeinde willig, eine neue Uhr zu beschaffen und sie nicht auf den Kirchturm, wo man das Zifferblatt wenig sehen kann, sondern auf das Schulhaus zu setzen, welches zur Dorfstraße eine schöne Lage hat. Nach längerer \erhandlung mit den zustehenden Behörden ist es erlaubt worden, die Uhr mit den Rechten einer Turmuhr auf dem Schulhause anzubringen, d. i. die Behörden