Heft 
(1905) 14
Seite
537
Einzelbild herunterladen

Ziinuienuann, Chronik von Niedergörsdorf.

537

Nach ihm kam der Schulamtskandidat Rademacher. Er hat zu Anfang seinei hiesigen lätigkeit die Schule mit Fleiß verwaltet, die Leitung des Gesangvereins wollte nicht gelingen. Später zeigte er sich der hiesigen Stelle nicht gewachsen und ist dann im Interesse des Dienstes versetzt worden. Darauf folgte 1900 der Lehrer Fr. Hilgendorf, welcher der Schule mit Eifer und Verständnis vorgestanden hat, so daß er wiederholt vom Kgl. Kreisschulinspektor belobt worden ist, welcher ihm auch die Leitung einer Fortbildungsschule anvertrauen wollte. Er erweiterte sofort den Kreis der Jugendspiele und besonders war es ihm eine Freude, die Jungen militärisch auszubilden. Kleine Turnermärsche wurden von ihm unternommen und Felddienstübungen gemacht, wobei er dem freien Er­finden der Kinder im Angriff und Verteidigung den Lauf gönnte. Auch die kleinsten Knirpse übten in den Zwischenstunden mit vielem Eifer. Aber auch über den engen Rahmen der Schule hinaus erstreckte sich sein guter Einfluß auf die reifere Jugend des Dorfes. Diese sammelte er im Gesangverein um sich. Neben dem Männerchor entstand auch ein gemischter Chor, welcher bei den Gottesdiensten mitwirkte und in welchem auf Anstand und gute Sitte streng gehalten wurde.

Auch bei den weltlichen Vergnügungen des Gesangvereins ist ein Wohlverhalten geachtet worden. Das Rauchen ist wäheend des Ge­sanges unterlassen worden, die Kopfbedeckung im Gasthause ist ver­schwunden, ein Juchzer wird kaum noch gehört. Die jungen Burschen tragen beim Tanze weiße Handschuhe. Hilgendorf verstand mit großer Liebenswürdigkeit einen festen Ernst zu verbinden und erwarb sich Achtung und Liebe. Zwischen ihm und seinem Pfarrer ist nie eine Dis­harmonie gewesen, sie haben stets in Eintracht gehandelt. Der Gesang­verein hat sich ein kostbares Banner angeschafft, wodurch er sich viel Neid zugezogen hat. Nach dem Scheiden des p. Hilgendorf trauert der Verein, er hofft aber nach Ostern im Lehrer Altreck, welcher zum 1. Mai hier Anziehen wird, auf Ersatz.

Lebensart.

Das ziemlich schwarze, recht wohlschmeckende Brot wird in den runden Öfen, welche früher mit Lehm bedeckt waren, bereitet. Früher standen zwei derselben auf der Dorfstraße, andere in den Hausgärten. Jetzt haben die Backöfen vielfach ein schirmendes Dach oder sind auch in die neuen Häuser verlegt. Sie sind so groß, daß darin bei einem Backen 1618 Brote von 4 Scheffel Mehl und mehrere Kuchen jiIh \ gebacken werden können. Bei jedem Backen werden Kuchen bereitet und zwar meist Brotküchen mit Speckstückchen bestreut. Auch aus zerquetschten Kartoffeln werden dünne Kuchen gebacken, welche fiisch garnicht so übel schmecken. Die Jrauen haben eine gioße Übung in der Bereitung auch besserer Kuchenarten. Die Brote werden in runden