Zimmermann, Chronik von Niedergörsdorf,
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unteizubiingen, freilich vergebens. Nun trieb er sich in den hiesigen Waldungen herum und ließ dem Pfarrer und einigen anderen ihm unliebsamen Einwohnern die Warnung zukommen, sie müßten sich hüten. Das schöne Geld, was er der Witwe Hermann gestohlen, hat er in Wittenberg auf schändliche Weise verbracht. Nun ist er wieder auf einige Jahre unschädlich gemacht.
1902 hat der Hüfner G. Hecht fast sein ganzes Gehöft umgebaut. Er folgte dem Kat des Pfarrers, das Wohnhaus mit einem Giebelaufsatz zu versehen, wodurch das Haus eine feine Form gewonnen hat und zur Zierde des Dorfes gereicht.
Auch der Hüfner Zwanziger hat ein massives Torhaus aufgebaut.
Nun fehlte nur noch für die breite, aber meist sehr schmutzige Dorfstraße ein Pflaster. Der sehr rührige Ortsvorsteher Richter nahm die Sache mit Entschlossenheit in die Hand, und so ist in einem 2 jährigen Bau die Pflasterung vollzogen 1903, 4. Der Segen dieser Einrichtung muß auch von denen anerkannt werden, welche anfangs allerlei Bedenken dagegen vorzubringen hatten.
Bei der Pflasterung wurde auch der häßliche Abbau für Holz und Streuling beseitigt, welchen der Häusler Sclmiager eingezäunt hatte. Hierum wird sich ein Prozeß entspinnen, über dessen Ausgang man gespannt sein kann.
Die Jagdpächter hiesiger Gemeindejagd, welche 1051 M zahlen, haben 120 M gegeben um die Dorfstraße mit Linden zu bepflanzen. Niedergörsdorf ist ein schönes Dorf geworden und hat alle Erfordernisse des modernen Lebens:
Bahnhof, auf welchem auch eine heizbare Wartehalle auf Antrag des Ortspfarrers gebaut ist, Poststation mit Schalter usw., Straßenbeleuchtung, richtig gehende Uhr und Wettersäule, schöne öffentliche Gebäude und Kriegerdenkmal an seiner Kirchhofmauer.
Der Segen des Dorfpflasters hat sich im Jahre 1905 herausgestellt. Schon in der Nacht zum 28. Juli fiel ein so starker Regen, daß einige niedrig liegende Gehöfte in Wassersnot gerieten, und dann folgte Regen auf Regen, aber die Dorfstraße blieb wohl passierbar. Das Jahr 1905 ist außerordentlich fruchtbar gewesen. Neben einer reichen Kornernte, welche freilich mit großer Mühe eingebracht worden ist, haben die Futterkräuter und Hackfiücbte vortreffliche Ernten ergeben. Kürbisse erreichten 134 U., Gurken kosteten 1 M pro Schock, das ist auch nötig, denn wo sollten die Hüfner die großen Löhne für ihre Dienstboten hernehmen, der Knecht fordert 400 M, die Magd an 300 M. Rechnet man dazu die freie Station, dann kommen die Knechte höher als ein Schulmeister in seinem Gehalt. Darum können sich die Knechte auch feinste Kleidung und zumeist ein Fahrrad gönnen.