Heft 
(1905) 14
Seite
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Zimmcrmann, Chronik von Xiedergörsdorf.

Der Bahnhof hat sich dahin erweitert, daß ein Dienstgebäude für die beiden Vorsteher errichtet worden ist. Für die Notgeleise ist ein Weichenturin errichtet, auch eine Fahrrampe ist angelegt. Nachdem sicli ein Tischler angesiedelt hat, steht für das nächste Jahr die Erbauung einer Dampfmühle und einer Molkerei in gewisser Aussicht, denn der Grund und Boden ist schon angekauft. Ein Schlächter und ein Brot­bäcker würden dort auch ihr Brot linden.

Warum, so fragt man sich, kam die Erkenntnis nicht schon vor ßü Jahren, daß die Anlage des hiesigen Bahnhofs ersprießlich sei. Wir haben es immer so gesagt und werden auch noch darin recht haben, daß die Anlage der Wüstenbahn (Treuenbrietzen) verfehlt ist.

Am 15. Aug. 1904 hatte unser Dorf die hohe Auszeichnung, den Besuch seiner Kgl. Hoheit des Prinzen von Preußen Friedrich Heinrich zu empfangen. Höchst derselbe erschien in der Frühe genannten Tages mit seinem gesamten Rgt. Brandt). Dragoner, um einen Gedenkstein an die Schlacht von Dennewitz weihen zu helfen. Diesen Steiu hat der Kriegsveteran Hüfner Fr. Müller (Diimcheu) hergegeben, und er trägt die Inschrift:Schutz bot einst unser Kirchlein den Vätern in drohender Kriegsnot, drum zum Gedächtnis dies Mal stiftet die freundliche Hand. Die Feier war sehr erhebend. Nach einer kurzen Ansprache des Pfarrers zur Begrüßung, hielt Sr. Königl. Hoheit eine längere Weihrede vom Pferde herab, welche wahrhaft erquickte. Er nahm eine Chronik unsers Dorfes aus der Hand des Ortsvorstehers Richter entgegen und be­grüßte huldvoll die alten Krieger des Orts: Friedr. Müller, Lehmann, Iloffmann, den Invaliden Frenzei und den Polizeisergeanten Lehmann aus Jüterbog. Leider war der Kriegerverein Graf v. Biilow Dennewitz nicht erschienen, nach dem sich S. Kgl. Hoheit erkundigte. Auch der Gesangverein war nicht so vollzählig, daß er dem Wunsch Sr. Kgl. Hoheit ein Lied zu hören, nachkoinmen konnte. An den Schuljungen, welche stramm standen und präsentierten, hatte der Prinz ein hohes Gefallen; Jungens, wenn ihr einmal Soldat werden wollt, dann kommt nur zu mir. Sonst war der Besuch der Dorfbewohner ein guter, Wölmsdorf war reichlich vertreten, die Häuser trugen Flaggenschmuck.

Diejenigen, welche gegenwärtig gewesen sind, sagten wie aus einem Munde: Solchen Prinzen lassen wir uns gefallen.

1905 haben am 2 Sept. die Knaben von Gölsdorf und Kaltenborn in einem regelrechten Angriff den Denkmalsberg erstürmt, welcher von den Niedergörsdorfern verteidigt wurde. Am <>. September haben darauf die Kinder von Niedergörsdorf am Nachmittag ein Kinderfest gefeiert, welches auch ohne Musik ganz wohl gelungen ist. Am Abend hatte Herr Lehrer Hilgendorf einen patriotischen Familienabend zugerüstet. Patriotische Gesänge, Declamationen, lebende Bilder wechselten ah, und auch ein kleines Theaterstück kam zur Aufführung. Der Besuch der