Heft 
(1905) 14
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17. (7. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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des Tores vor. Die Akademie der Künste sprach sich nun dahin aus, daß man die Stadt Berlin mit dem sie charakterisierenden Bär und die Spree mit dem Schwan wählen könnte. Es erging aber darauf ein Reskript, daß man in die Nische zur rechten die Minerva, in die zur Linken den Mars stellen solle. Viel Kopfzerbrechen machte auch die Frage, ob an dem Tor eine Inschrift angebracht werden solle. Die von Gelehrten abgefaßtenIn­skriptionen* waren dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend überaus schwülstig. Eine dieser Inschriften lautete:Hier ist Athen. Die Sieges­göttin mit dem Viergespann wurde erst später angebracht. Die beiden Häuser, die jetzt an das große Monumentalwerk grenzen, stammen gleichfalls aus späterer Zeit. Für die Freilegung des Tores hat sich bereits Schinkel lebhaft interessiert. Er vertrat den Standpunkt, daß das Tor von jedem Beiwerk befreit werden müsse.

Daß die Epigonen das Werk, welches die Meister geschaffen, imliier besser als diese selbst beurteilen wollen, erscheint verwerflich. Der Pariser Platz ist von den Baukünstlern des 18. Jahrhunderts als ein durch das Tor architektonisch abgeschlossenes Ganze erdacht worden. Er würde diese harmonische einheitliche Wirkung durch Freilegung des Tores vollkommen einbüßen. Das Brandenburger Tor ist eben kein Pariser Are de Triomphe, der von vornherein als isolierter Bau geplant wurde, es müßte, um allein stehen zu können, auf beiden Seiten, da wo es jetzt die Anbauten decken, umgebaut worden und auch dies bedeutet einen Willkürakt gegen den Genius des Erbauers. Möchten doch die kleinen Geister unserer Zeit die Finger von Dingen, die sie weder zu empfinden noch zu verstehen vermögen, ein für allemal fortlassen.

IX. Congrös International dAnthropologie et dArcheo- logie Prehistoriques, XIII. Sitzung in Monaco vom 16. bis 21. April 1906. Zu diesem Kongreß, dessen überreiches Programm ich vorlege, lade ichim Aufträge die Brandenburgia-Mitglieder bestens ein. Prinz Albert I von Monaco, als Protektor, wird sich alle Mühe geben, für die freundlichste Aufnahme der Teilnehmer zu sorgen. Be­dauerlich ist nur, daß die Verhandlungssprache auch jetzt noch aus­schließlich die französische sein soll. Die Nichtfranzosen sollten sich endlich gegen den unberechtigten Zwang auflehnen.

X. Seitens der Frankfurter Lebensversicherungsgesell­schaft liegen verschiedene der Brandenburgs zugesandte Prospekte und Berichte aus. Diejenigen Angehörigen unserer Gesellschaft, welche von den Anerbietungen Gebrauch machen wollen, können sich dieseihalb mit u. M. Herrn Direktor Kracht in Verbindung setzen.

XI. Die Freie Lehrervereinigung für Kunstpflege vertreten durch u. M. Herrn Lehrer Hermann Berdrow ladet zu der Aus­stellung graphischer Werke ihres Ehrenmitgliedes Professor Hans Thoina ein. Die aus etwa 800 Blättern, Radierungen, Algraphien, Holzschnitten, Buntdrucken bestehende Sammlung ist im Albrecht Diirei-Haus, Kronen-