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17. (7. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
beilage zur Täglichen Rundschau vom 9. d. M. entnehmen. V. schliesst sicli dem Urteil des Prof. Dr. Albert Heim, Direktors des geologischen Museums in Zürich an, welcher sich wie folgt äussert:
,,Ich bin bei meiner Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass es Personen gibt, welche Wasseradern mit der Wünschelrute auffinden, dass dabei eine unwillkürliche Bewegung der Hand den Ausschlag der Rute erzeugt und dass diese Bewegung vom Menschen abhängt, von der betreffenden 1 ersönlichkeit, und zwar teils von bewusst oder unbewusst vorgefasster Idee, seltener von einer nervösen zitternden Erregung. Die Frage, ob die Idee die nervöse Erregung erzeuge oder die nervöse Erregung die Idee hervor- bi inge, habe ich an Iland der Beobachtungen dahin beantworten müssen, dass in manchen Fällen die nervöse Erregung eintritt, wo keine sie leitende Idee vorher möglich war. Ich bin also zu dem Ergebnis gelangt, dass es einzelne Personen gibt, welche durch unter ihnen im Boden befindliches Wasser in einen Zustand gelangen, den sie direkt empfinden oder mittels der Wünschelrute als Fühlhebel sich selbst sichtbar machen. Eine zielbewusste physiologische Durchprüfung der Sache fehlt noch. Ich glaube aber, durch meine nur gelegentlichen und meist zufälligen Beobachtungen noch einiges zum Verständnis der Sache beigetragen und den Nachweis geliefert zu haben, dass es sich nicht nur um eine Erscheinung vom Range des Gedankenlesens handelt.
Wir Menschen haben leider nur fünf Sinnesorgane. Hätten wir deren doppelt soviel oder hätten unsere Sinnesorgane grössere Spannweiten, so würde uns noch eine ganze Menge natürlicher Vorgänge klar sein, die wir jetzt nicht ahnen. Es fehlt uns ein Sinnesorgan für Magnetismus, es fehlt eines für Elektrizität, wir haben keines für longitudinale Ätherschwingungen, und von den transversalen empfindet unser Auge nur etwa eine Oktave: wir haben kein Sinnesorgan für die Röntgenschen X-Strahlen usw. Es ist nun wohl möglich, dass Vorgänge in der Natur, welche uns unbekannt sind, hier und da die Grenzsphäre eines unserer Sinne treffen und dadurch etwas zur Wahrnehmung kommt, oder dass solche Vorgänge Begleiterscheinungen erzeugen, die für unser Empfinden teilweise wahrnehmbar sind. Unser Erkennen ist noch sehr gering, und an unserem beschränkten Verständnis können wir nicht die Möglichkeit oder Unmöglichkeit eines Dinges bemessen, wo cs sich, wie hier, um sehr schwer zusammenzufassende, aber auch schwer zerlegbare Vorgänge handelt. Ich nehme das sicher Beobachtete als Tatsache bescheiden an, auch wenn es mir noch ganz unbegreiflich ist.“
Heim, obwohl einer der bedeutendsten Geologen der Gegenwart, schaltet, trotzdem er das bekannte negative Gutachten der vier Berliner Geologen vom Jahre 1903 in seiner Art als durchaus berechtigt anerkennt, die Geologie im vorliegenden Fall aus und bringt dies Problem mehr auf'das psychologisch-physiologische Gebiet, Damit wäre allerdings ein ganz neuer oder doch bisher wenig gewürdigter Weg, mindestens in einzelnen Fällen, zur Erklärung des Quellenfindens seitens der Rutengänger gewiesen. Man darf wohl prophezeien, dass der Streit über die