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17. (7. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
Christus gescharten Apostel entsprechend) hinaus, sie umfasste ihrer 19, und zwar 10 Priester („Kalaadsherren“) und 3 Laien, weltliche Ritter („Kalandsbrüder“). An der Spitze stand ein „Dechant“, ihm zur Seite ein „Kämmerer“ und 3 „Schöffen“ oder „Provisoren“, welch letztere für die Zurüstung der „Kalands-Mahlzeit“ Sorge zu tragen hatten. Die gottesdienstlichen, seelsörgerlichen und sonstigen Vorrichtungen und Aufgaben des Kalands (Seelenmessen, Vigilien, Memorien, gegenseitige Unterstützungen, Armenspenden) wurden von dem Vortragenden auf Grund des uns aufbewahrten „Muster-Statuts“ des Kalands von Celle aus dem Jahre 1400 eingehend geschildert, nicht minder die Aufnahme- und Strafbestimmungen, sowie die dem Kaland je und je gewährten Ablässe, Benefizien und Indulgenzen. Der Spandauer Kaland war nächst- dem mit weltlichen Hebungen ganz besonders reich dotiert: Ihm gehörten 3 Altäre in St. Nikolai, der St. Georgen-Altar vor Spandau und der St. Michaelis-Altar in der Petri-Kirche zu Kölln a. d. Spree. Viele Insassen der umliegenden Dorfschaften waren ihm außerdem tributpflichtig, nicht zuletzt der „Fährmann von Heiligensee“, der dem Kaland zu Spandow „30 Schillinge Pfennige“ schuldete, eine Last die — später auf die St. Nikolaikirche übertragen — unter dem Titel „Grundzins“ noch heute besteht.
Im weitern Verlauf der Entwicklung verweltlichte der Kaland, namentlich durch die Aufnahme weiblicherElemente(„Kalandsschwestern“), mehr und mehr. Das Volk sprach vom „großen KalamP'T' vom „Ka- 1 ände rn“ als von „üppiger Mahlzeit“, von „Schwelgen und Prassen“. Ausserordentlich scharf greift Luther in seinem Traktat aus dem Jahre 1519 „von den Bruderschaften“ den „losen“ Kaland zu Wittenberg an, fast noch schärfer urteilt der Bürgermeister von Stralsund, Franz Wessel, über die „Kalandspfaffen“ seiner Stadt. Mit der Reformation schwand der Kaland dahin, seine Güter wurden eingezogen zum Besten von evangelischen Kirchen und Schulen, das meiste freilich, wenigstens in der Mark Brandenburg, beanspruchte der Kurfürst Joachim II. für sein neues Domstift zu Kölln a. d. Spree. Auch in der katholischen Kirche verlor der „Kaland“ bald alle Bedeutung, selbst seinen Namen, während sich in vielen Teilen der evangelischen Kirche (speziell im Braunschweigischen) wenigstens der Name „Raland“-Konvent, feierliche Versammlung, Synode bis in unsre Tage erhalten hat.“
E. Bildliches.
XXXII. U. M. Herr Maler K. F. Wilhelm Thiele hat von der Gewehr- Fabrique“ am Kanal zu Potsdam, deren stattliche mit Stierschädeln geschmückte Fassade die Brandenburgia-Mitglieder am 8 Oktober v J in Augenschein nahmen, das heut abend ausgestellte schöne Bild, eine künstlerisch vollendete, warm empfundene große Feder-