Heft 
(1905) 14
Seite
569
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17. (7. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 569

Dergleichen alte Schießscheiben finden sich glücklicher Weise in vielen brandenburgischen Städten erhalten. Sind diese Bilder an sich schon bemerkenswert als Zeugnisse der Geschichte unsers bürger­lichen Schützenwesens, so enthalten sie außerdem oft die Darstellung von Gebäuden und Prospekten, die längst verschwunden sind, so wie von ortsgeschichtlichen Vorgängen, welche durch die Bilder erläutert werden.

Dies gilt auch für die Spandauer Schützenscheiben, so daß wir Herrn Schwers nur recht dankbar sein können.

Eine der Scheiben (vom 3. August 1816, siehe Abbildung vor­stehende Seite) geben wir in verkleinerter Abbildung wieder. Im übrigen sei auf die nachfolgenden Erläuterungen unsers geehrten Mitgliedes verwiesen.

Erläuterungen zu den 5 Scheibenbildern von der Schützen-Gilde zu Spandau.

Von A. Schwers.

Vorbemerkung.

Die Spandauer Schützengilde ist eine der ältesten der Mark Branden­burg, man nimmt an, daß sie schon Mitte des 14. Jahrhunderts existiert hat, eine alte im hiesigen Stadtarchiv sich befindende Kämmerei-Rechnung von 1437 erwähnt, daß in diesem Jahre die Schützengilde wieder auf­gerichtet worden sei.

Die späteren ältesten Urkunden sind von 1557 ab.

Seit langer Zeit ist es Brauch in der Gilde, daß der jeweilige Schützenkönig, einige Wochen nach dem stattgefundenen Königsschießen, der Gilde ein sogenanntesKönigs Freischießen geben muß, wozu er eine bunte Scheibe nebst Rahmen und eine Anzahl Silbergewinne stiften muß. Die Scheiben werden nach beendetem Schießen, nachdem auf der Scheibe die Namen der Schützen an den betreffenden Schuß­stellen angebracht sind, im Schützensaal aufbewahrt. Die Auswahl der auf den Scheiben befindlichen Bilder ist dem Stifter, dem zeitigen Schützenkönig, überlassen, und da sind nun die mannigfaltigsten Ab­bildungen vorhanden, teils Genrebilder, Landschaften, Stilleben, teils Abbildungen von Gebäuden, Straßen u. a. m. Es sind nun auch eine Anzahl von historisch merkwürdigen Gebäuden oder dergleichen vor­handen, und dürften die folgenden 5 Abbildungen wohl als solche be­trachtet werden können.

Scheibenbild No. I.

Ansicht des alten Schützenhauses, welches sich in der Neuendorfer­straße Ecke der Triftstraße, an der Havel gelegen, befand und wahr­scheinlich Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet worden ist. Dasselbe

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