Heft 
(1899) 8
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18. (7. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

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tucli und dergleichen Kleinigkeiten. Im Ausdruck:er reist mit einem Berliner Felleisen sollte auch nur ein gewisser Hohn liegen auf einen windigen Patron, als welchen die übrigen, aus kleinen Städten stammenden, Handwerker stets denBerliner ansahen, der nichts Ordentliches mit sich führte und auch nicht geneigt war, etwas Ordentliches zu leisten. Ich habe von vielen, ans Berlin stammenden, Handwerkern gehört, dass sie sich auf ihrer Wanderschaft in ganz Deutschland nur höchst selten für Berliner ausgaben, lieber alsMärker oder als Kleinstädter aus der Nähe Berlins, da sie doch ihren Dialekt nicht sogleich ablegen konnten. Erst in Oesterreich oder in der Schweiz gaben sie sich, und zwar mit Stolz, wieder als Berliner zu erkennen; doch wurden sie alsdann von ordentlichen Meistern auch nur mit einem gewissen Misstrauen als Ge­sellen angenommen. Karl Maass.

[Es ist gewiss richtig, dass der AusdruckBerliner Felleisen häufig scherzhaft mit Bezug auf die vielen ärmlichen reisenden Hand­werksburschen aus Berlin gebraucht sein mag; er kommt aber auch ganz ernsthaft gemeint, ohne jeden spöttischen Beigeschmack im nord­deutschen Volksmunde vor. E. Fr.]

c. Ad vocemFelleisen, Brandenburgia, 1898, S. 352, wollen Sie gütigst nachstehende Mitteilung gestatten.

Als ich noch jung war, d. i. vor 40 und mehr Jahren, unter­schied man in der Handwerker- und Landvolksprache der Landschaften um Potsdam herum sowohl wie längs der Oder von Frankfurt an bis nach Stettin und Swinemünde hin zwischen a)Felleisen vulgo Feljsen und b)Berliner, a)Felisen wurde ein aus derbem Leder bestellender Tornister benannt, dessen Uberklappe unten mit zwei tüchtigen Eisenschnallen festgemacht wurde. Ins Felisen hinein kam 1) ein Hemd, 2) ein Paar Wollstrümpfe, 3) der Sonntagsrock, 4) eine derbe Bürste, 5) ein Allerweits-, Putz-, Wisch- und Waschlappen, 6) barg der Wanderbursche im Innenraum allerhand ihm zugekommene Reiseerinnerungen. Obenauf mussten in kunstgerechter Lage, die Spitzen rechts und links gleich Hörnern hochgestreckt, bald von einer Mittelschnallenlage bald von zwei mehr seitwärts angebrachten Schnallen festgehalten, sich ein Paar Reserve-Stiefel befinden. Schuhe galt alsmisig und waren der erste Anfang, demGesellen beim Eintritt in eine Werkstatt das Ansehn zu verderben.

Zu vielen Dutzenden habe ich bis in die Kandidatenzeit hinein bei Schulfreunden und dergl. solche Felleisen mit einpacken geholfen. Die­selben waren schwerfällig. Daher b) fand nach und nach, so ungefähr vom Jahre 1865 ab, eine schon in den 50er Jahren unseres Jahrhunderts von Berlin aus aufgekommene Sitte Eingang auf der Wanderschaft einenBerliner zu tragen.