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18 (7. ordentl.) ‘Versammlung des VII. Vereinsjahres.
b) Solcher „Berliner“ bestand in einer gewöhnlich 2 Fuss = fiO cm langen Rolle aus Wachstuch, an den beiden Enden durch „Schnurren“ wurstzipfelähnlich verschliessbar und der Länge nach durch 2 oder 3 Schnallen zusammengehalten. Getragen am Lederriemen oder auch breitem Bande über der linken Schulter.
Reservestiefel führte der einen „Berliner“ Tragende nicht mit sich, selten eine Bürste. Der Sonntagsrock blieb fernerhin bald fort. Wer überhaupt noch einen solchen besass, liess ihn sich von Ort zu Ort, je nachdem er fest in Arbeit kam, auf der Post nachsenden.
Dem alten „Felisen“ bin ich zum letzten Male im Sommer 1874 im Frankenlande nahe Forchheim — ich glaube es war bei dem Städtchen Ebermannsstadt — bei einem Wandrergesellen begegnet. Es ist wohl zur Zeit allenthalben dem „Berliner“ und dem noch bequemeren „Rucksack“ gewichen.
Meine Handwerker- u. s. w. Freunde leiteten das Wort übrigens aus der französischen, bez. englischen Sprache her, von valise, bez. wallet. Ich selbst habe über die Wortherleitung nie nachgedacht. Bei solchen Volksausdrücken spielt ja viel mehr, als man glaubt, Zufall und Sprechnachlässigkeit mit, etymologische Forschungen philologischer Weise sind eine überaus gewagte Sache! Bitte, dass Sie in der Brandenburgs Hrn. Robert Mielke, der zur Zeit nach meinem Dafürhalten der beste Volkssitten- und Sprachweisenkenner unter unsern Brandenburgia- mitgliedern ist, zu Rate ziehen.
Zwei weitere Nebenbemerkungen erlaube mir ferner. 1) der cylin- drische Mantelsack der polnischen Flösser auf Oder und W T arthe ist mir als reichlich mit Schnürringen der Länge nach versehene Leder-Rollen- Hülle wohlbekannt. Der Riemen wurde über der rechten Schulter, der „Hund“, bez. „Wolf“ — wie ich in der Neumark, namentlich in der Schenke zu Clossow (meines Vaters Filialdorf nahe Zellin a. 0.) einer Haupt-, Nacht- und Anwerbestation der FTösser, diese Behälter vielfach nennen ■ hörte (im Unterschied zu der um den Leib geschnallten ledernen „Geldkatze“) links getragen.
In hiesiger Gegend treffe ich vielfach Schiffer — ich habe solche mehrfach getraut und wir begrüssen uns stets sehr freundschaftlich — von Elbfahrzeugen im Frühjahrsanfang, riesige Rollen, welche Wäsche, Betten, Kleider enthalten, in Weise der früher gerollten Militärmäntel schräg über Brust und Schulter tragend. ^
So ausgestattet fahren diese Elbschiffer im Frühjahr von Muttern fort zu ihren Fahrzeugen nach Hamburg hin. Zurück beim Winterbeginn kommen sie ohne Packen. Das Gepäck folgt den Ileimgekehrten als Frachtstück nach.
II) Dass „Dinsbündsel“ mit St. Dionysius zusammenhängt, mag kein „Volkskundiger“ annehmen. Der „Dionysiustag“, 9. Oktober, ist