18. (7. ordentl.) Versammlung de* VII. Vereinsjahres.
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keineswegs in Mecklenburg-Schwerin der Gesinde-Ziehtag. Solches ist vielmehr der 24. bez. 27. Oktober, und wenn überhaupt noch von aus Mecklenburg zu uns gekommenen Dienstleuten Kalenderheilige bei solcher Gelegenheit in den Mund genommen werden, so sind das die Männer des 28. Oktober, welcher Tag denselben als Neu-Anzugstag gilt: nämlich die Apostel „Simon und Judas“. Meine Mecklenburger Grenznachbarschaft hat mir viel Gelegenheit gewährt, diese Volksweise, in für meinem Haushalt vielfach nicht gerade angenehmer Weise, kennen zu lernen.
„Diensbiindel, bez. bündsel“ ist lediglich volksnachlässige Aussprache für „Dienst-bündel. Sitte ist nämlich auf dem Lande weit und breit, dass das Gesinde a) mit seinen in ein längliches Bündel gerollten notwendigsten Kleidern und Habseligkeiten das eine Haus verlässt und in das andre wandert. Einige Tage nachher wird — gewöhnlich am sog. „Kollersonntag“ — hier zu Lande z. B. am Sonntag nach dem 11. November — das weitere Hab und Gut eines Dienstboten von der neuen Herrschaft ab- und eingeholt, in Kasten, Koffer, Lade, Kommode, jetzt sogar öfters in Schrank und bei Mägden mit beigefügter Nähmaschine, sorglich eingepackt.
Den Ausdruck „ Dienst- Farken“ kenneich aus Orten der Uckermark, z. B. Dorf Polssen, Vierraden, Schwedt, und aus Königsberg i. d. Neumark. Er rührt meines Dafürhaltens von dem aus alter Zeit mir wohlerinnerlichen Brauch her, dass der Bauer, bez. Ackerbürger, demjenigen Knecht, bez. Magd, welche vom Dienst aus abziehend in den Stand der heiligen Ehe traten, „in die junge Wirtschaft hinein“ ein Ferkel seiner Zucht mitschenkte zum Auffüttern. Der mit solchem lebenden quiekenden Geschenk Beglückte nahm landesüblich solches Tierchen entweder „wie ein Bündel Flicken“ unter dem Arm, um es heimwärts zu tragen. Oder auch, wenn Mann und Frau von einem Hause, bez. von Nachbarhäusern aus, heirateten und dann jeder sein Ferkel davongetragen hatte: er band die Tierchen mit den Hinterbeinen zusammen und hing diese Last sich, wie bei früherem Dienstumzug sein Dienstbündel, über die linke Schulter.
Der Volksscherz verarbeitete solchen Brauch in erweiterter Anwendung seinerseits.
Etwas Ähnliches hat übrigens die Bureausprache in dem Ausdruck „Schinken“ für ein vom bez. Referenten zu verarbeitendes, meist dickleibiges, Aktenstück. E. Handtmann.
d) Nach Mitteilung von Augenzeugen war „der B erli ner“ eine Rolle aus starker Leinwand, oben und unten mit einer Schnur zuzuziehen, und wurde am Riemen getragen.
Schlosser trugen solche aus Wachsleinwand, Schmiede bedienten sich ihres ledernen Schurzfells zu diesem Zweck und nannten es Fell-