Heft 
(1899) 8
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Karl Mttllenhoff, Eingewanderte Pflanzen in der Mark .

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kunstvollen Vorrichtungen ausgestattet, die eine Verbreitung der Pflanzen auf kleinere oder grössere Entfernung ermöglichen.

Es sind hauptsächlich 5 verschiedene Mittel, durch welche die Aus­breitung bewirkt wird:

1. mechanische Schleudereinrichtungen,

2 . das Wasser,

3. der Wind,

4. die Tiere,

ö. endlich trägt der Mensch durch die Verkehrsmittel, die er schafft, die Eisenbahnen und Kanäle, durch die Transporte der Vieh­herden und die Getreideaussaaten vielfach bald unabsichtlich, bald absichtlich zur Verbreitung der Pflanzen bei.

Für jede dieser Verbreitungsarten bietet die einheimische Pflanzen­welt ausreichende gute Beispiele.

Ein mechanisches Fortschnellen der Samen beobachtet man ganz besonders bei den verschiedenen Arten des Springkrautes, Impatiens. Eine derselben, die bei uns in Laubwäldern wild wächst, hat von Liune den hübschen Namendas Kräutchen Rühr mich nicht an Noli tangere erhalten, ein Name der eben so gut auch für die andern Arten passen würde.

Der Fruchtknoten ist langgestreckt fünffächerig. Die Scheide­wände zwischen den fünf Fächern sind dünn, häutig und lösen sich bei der Fruchtreife sowohl von den Wänden als von der Mittelsäule ab. Berührt man nun eine solche reifende Kapsel, so rollen sich die fünf Klappen, die die Aussenhülle der Frucht bilden, plötzlich von unten nach oben uhrfederartig zusammen, reissen dabei die an der Mittelsäule lose angehefteten Samen mit Gewalt los und schleudern sie heftig weithin fort.

Hierdurch wird die Pflanze in hohem. Grade befähigt für eine weitere Ausbreitung. Es kann daher nicht Wunder nehmen, dass neben unserer ursprünglich europäischen Art sich noch andere eingebürgert haben. So stammt das im Tiergarten überall gemeine Springkraut, Im­patiens parviflora, aus der Mongolei; es ist seit 1831 von Genf aus ver­wildert und jetzt überall verbreitet und erobert sich noch immer inehr Terrain.

Auch die bei den Gärtnern unter dem Namen Balsamiue bekannte schöne Zierpflanze aus Ostindien, Impatiens femiua, ist in Gärten, Anlagen und auf Kirchhöfen nicht selten verwildert.

Eine ähnliche Einrichtung wie die Impatiensarten findet man beim Sauerklee. Auch hier besitzen die Samen der fünffächerigen Kapsel­frucht einen eigenen Schleuderapparat und zwar in Gestalt einer äusseren Samenhaut, deren verschiedene Gewebeschichten derart gegen einander gespannt sind, dass schliesslich ein plötzliches Zerreissen und Zuriick-

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