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18. (7. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.
rollen der äusseren Haut und ein gleichzeitiges Uerausschleudern des Samens aus der geöffneten Kapsel erfolgt.
An solchen Kapseln, die schon fast reif sind, gelingt es daher nur mit Mühe, die Samen frei herauszupräparieren, ohne dass ihre Haut sich ablöst und sie davon springen. Ein allseitiger Druck auf eine fast reife Kapsel bewirkt, — um den von Hildebrandt in Freiburg gebrauchten etwas drastischen Ausdruck zu gebrauchen — dass die Samen mit mitrailleusenartigem Geknatter nach allen Richtungen hin hervorschnellen. (Allerdings ist es erforderlich, dass die Mitrailleuse recht weit von dein Beobachter entfernt steht, wenn ihr Geknatter mit dem bei der Explosion der Sauerkleefrucht entstehendem Geräusche verglichen werden soll.) Wie bei der Impatiens haben auch beim Sauerklee sich mehrere Arten hier bei uns eingebürgert, die südeuropäische Oxalis corniculäta sowie die schon mit dem Kartoffelbau aus Nordamerika eingeführte Oxalis stricta; namentlich die letztere Art ist bei uns schon seit langer Zeit in Gärten, an Wegen und selbst im Walde verwildert und eingebürgert.
Zahlreiche ähnliche Schleudereinrichtungen, die man beim "Veilchen sowie der Lupine und sehr vielen anderen Gewächsen beobachten kann, übergehe ich hier. Alle diese Schleudereinrichtungen, wenn sie auch noch so kräftig wirken, können natürlich eine Ausbreitung nur auf verhältnismässig kleine Entfernung ermöglichen und sie sind daher für die Pflanzen nur von untergeordneter Bedeutung, wenn man sie mit den weit wirksameren Anpassungserscheinungen vergleicht, w'elche für die Ausbreitung der Pflanzen durch Wasser, Wind und Tiere sorgen.
Soll eine Pflanze durch das Wasser verbreitet werden, so müssen ihre Früchte oder Samen erstens leichter sein, als eine ihrem Volum entsprechende Wassermenge, sie müssen daher auf der Wasseroberfläche schwimmen; zweitens müssen sie gegen die Einwirkung des Wassers geschützt sein, so dass sie also während des Wassertransportes nicht verwesen.
Ein ganz besonders schönes und instruktives Beispiel für diese Einrichtung einer Wasserpflanze bietet die Seerose. Die Samen der weissen Seerose, Nymphaea alba, sind von einem Samenmantel umgeben, welcher der äusseren Samenhaut nur locker anliegt, sodass zwischen dem Samenmantel und der Samenhaut eine Luftschicht eingeschaltet wird; bei der gelben Seerose, Nuphar luteum, unterbleibt die Ausbildung eines besonderen Samenmantels, aber dafür trennen sich die Fruchtblätter zur Zeit der Fruchtreife in zwei Schichten, in eine äussere grüne, saftreiche und eine innere weisse, luftreiche, welche letztere zahlreiche Samen umschliesst. In beiden Fällen werden die Samen durch die Vermittelung ihrer Umhüllungen schwimmfähig gemacht, und es werden also die Samen in fliessendem Wasser durch die Strömung, in stehendem
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