Heft 
(1899) 8
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Karl Müllenhoff, Eingewanderte Pflanzen in der Mark.

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Wasser dagegen durch die auf den Wasserspiegel einfallenden Winde fortgetrieben. Und während der Transport der Samen der beiden See­rosenarten innerhalb zusammenhängender Gewässer durch Wasser und Wind bewerkstelligt wird, geschieht eine Verschleppung in einzelne isolierte Teiche durch Vögel; es kommt oft vor, dass die Seerosensamen durch die Wasserhühner in solche isolierte Teiche verschleppt werden. Um die nahrhaften Samen zu gewinnen, hacken diese Vögel die Früchte der Seerosen mit ihrem Schnabel auf, wobei fast unvermeidlich einige der von schleimigen Massen eingehüllten Samen an den Borstenfedern der Mundwinkel sitzen bleiben. Wenn nun die Wasserhühner von ihrer Mahlzeit plötzlich aufgeschreckt werden, und nicht mehr Zeit finden den Schnabel früher zu reinigen, so tragen sie die angeklebten Samen mit sich fort und streifen sie erst in einem andern Teiche wieder ab.

Nicht minder wirksam für die Verbreitung wie die Samen sind vielfach einzelne abgerissene Pflanzenteile von Wasserpflanzen; wenn diese durch die Wasserströmungen oder auch durch Wasservögel oder die Schiffahrt von einem Gewässer zum anderen geschafft werden, können sie in vielen Fällen leicht wieder Wurzeln schlagen und die Wasser­pflanze erobert sich dadurch neue Gebiete.

Eine sich bei uns nie durch Samen vermehrende Wasserpflanze ist die allen Aquariumsbesitzern wohlbekannte Wasserpest, Elodea eana- densis. Die Pflanze ist in den Flüsssen Nordamerikas einheimisch und wurde seit dem Jahre 1854 im Berliner botanischen Garten kultiviert, wo sie bald den südlich vom grossen Palmenhause befindlichen flachen Teich ausfüllte; sie wucherte so kräftig, dass sie die bis dahin oft durch ihr Aroma lästigen Konferven unterdrückte. Sie wurde daher im Jahre 1859 auch in einen bei der Wildparkstation befindlichen kleinen Graben verpflanzt und 1860 nach dem alten Wasserfall bei Eberswalde. Noch im Jahre 1859 trat sie in der Havel bei Sanssouci auf und ver­breitete sich in diesem Flusse derartig, dass sie 1864 schon die Strecke bis zur Mündung erfüllte. In demselben Jahre hatte sie stromaufwärts gehend den Tegeler See erreicht und fand sich bei Berlin in der Spree, um bald auch diesen Flusslauf und sämtliche mit ihm in Verbindung stehende Gewässer zu okkupieren. 1869 war sie im Friedrich Wilhelms­kanal. Die Havel aufwärts gehend, hatte sie die Grenze der Mark 1867 bei Dannenwalde, im Wentower See bei Fischerwall, Fürstenburg, Templin und 1868 bei Strasen erreicht.

Von Eberswalde gelangte die Pflanze in die Oder und erfüllte bereits 1869 die ganze Strecke von Oderberg bis in die Nähe der Ost­see. Vielleicht durch die Ihna gelangte sie 1872 nach Arnswalde.

In der Warthe war sie 1869 beobachtet. Diese Wasserpflanze trat zumeist in ungeheuerer Menge auf, um sodann nach einigen Jahren" sehr