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18. (7. ordentl.) Versammlung des VII. VereinsjaLres.
zurückzugehen. Im Spandauer Schiffahrtskanal war sie 1868 so häufig, dass ihre Ausrottung, die wegen Behinderung der Schifiahrt nötig geworden war, mehr als 2500 Thaler erforderte.
Wenn sich auch in diesen und in einigen analogen Fällen das Wasser als sehr wirksam für die Ausbreitung der Pflanzen gezeigt hat, so ist doch im allgemeinen der Wind ganz zweifellos ein viel wirksameres Verbreitungsmittel als das Wasser. Die Schnelligkeit des Windes ist sehr viel grösser als die des Wassers, auch wechselt die Richtung des Windes so unregelmässig, dass er gerade dadurch befähigt ist, die Pflanzensamen nach allen Richtungen auszubreiten; so finden sich denn auch wirklich die Vorrichtungen für die Ausbreitung durch den Wind in sehr viel grösserer Mannigfaltigkeit und kunstvollerer Ausbildung als die relativ einfachen Mittel für die Ausbreitung durch das Wasser.
Ein solches Mittel, geeignet die Ausbreitung von Pflanzen durch den Wind zu ermöglichen, ist zunächst die Kleinheit der Samen und Sporen. Bei den Moosen sind die Sporen, beim Mohn sowie bei vielen Orchideen die Samen so klein, dass selbst ein schwacher Wind die Samen weithin tragen kann. Dasselbe wird bei anderen Pflanzen dadurch erreicht, dass die Fruchtstände oder die Früchte oder auch die Samen dem Winde eine verhältnismässig grosse Oberfläche darbieten.
Bald ist es, wie beim Kiefernsamen oder dem Fruchtstande der Linde, eine einfache Hautvergrösserung, die das Fliegen ermöglicht; bald sind es zierlich verzweigte Federkronen, wie bei den Früchten der korb- blütigen Pflanzen. In zahlreichen Beispielen führt uns in dieser grössten aller Pflanzenfamilien die Natur Gestalten vor, welche mit höchster Sparsamkeit im Aufwande von Baustoff die grösste Flugfähigkeit verbinden. Zumal der Bocksbart und der Löwenzahn (Tragopogon und Taraxaeum) zeigen uns Konstruktionen von Fallschirmen von allergrösster Leistungsfähigkeit und so grosser Zierlichkeit, dass sie selbst die Aufmerksamkeit von solchen auf sich ziehen, die sonst an allen Wundern der Natur stumpf Vorbeigehen; werden doch die Fruchtstände des Löwenzahns wegen der Zierlichkeit ihrer Feder krönen und weil sie beim blossen An- pusten davonfliegen, Pustblumen genannt.
Auf dem Samen erhebt sich bei vielen Korbblütern ein langer dünner Stiel; derselbe ist oben beim Löwenzahn mit einfachen, beim Bocksbart mit verzweigten haarfeinen Spitzchen besetzt, die nach allen Seiten in einer Ebene ausstrahlen und je nachdem, ob sie gekrümmt oder gerade sind, bald die Form eines Bechers, bald die eines mit der Spitze nach unten gerichteten stumpfen Kegels nachahmen.
Bei der Leichtigkeit, mit der sich die Korbblüter ausbreiten, kann es nicht Wunder nehmen, dass mehrere der jetzt bei uns am allerhäufigsten vorkommenden eingewanderten Pflanzen gerade dieser Familie angehören. Das aus Canada stammende Berufskraut, Erigeron canadensis,
