Karl Müllenhoff, Eingewanderte Pflanzen in der Mark.
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wurde bereits im 17. Jahrhundert von Nordamerika nach Südeuropa verschleppt und ist von dort aus bereits um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach Deutschland eingewandert; es wird das Vorkommen dieser Pflanze bereits für das Jahr 1750 für Frankfurt a. 0. bezeugt, während Linne sie 1763 nur für Südeuropa und Nordamerika kennt. Jetzt ist sie eine der gemeinsten Pflanzen der Mark und wenn auf den flachen Dächern von neuen Häusern oder auf dem bei Kanalbauten und anderen Erdarbeiten aufgeworfenen Kies und Sandboden für anspruchslose Gewächse sich ein passender Platz findet, so ist jedes Mal der Erigon canadensis die erste Pflanze, die erste die sich einstellt. Ihr häufiges Vorkommen und die vorzügliche Flugfähigkeit ihrer Samen sind offenbar die Ursache, dass sie stets als die erste Pflanze zur Stelle ist um den leeren Platz zu occupieren.
Ungleich dem Erigeron canadensis, der zu uns aus dem Süden kam, drang das Kreuzkraut, Senecio vernalis, aus dem Osten Europas bei uns ein. Diese Pflanze langte am Anfang der fünfziger Jahre an der Ostgrenze der Mark an und hatte um 1860 die Westgrenze des Gebietes erreicht. Sie trat an manchen Stellen als ein so lästiges Unkraut auf Feldern und Äckern auf, dass die Ausrottung der „Wucherblume“ von den Behörden angeordnet wurde. Jetzt ist sie aber überall gemein auf Kulturterrain und ausserhalb desselben, wie auf Brachen, Wiesen und an Waldrändern.
Wie in den wenigen angeführten Fällen, so wirkt in zahlreichen anderen der Wind für die Ausbreitung der Gewächse. Die Flügelfrüchte der Esche, der Ulmen, der Ahornarten, die mit zierlichen federigen oder haarigen Anhängseln versehenen Früchte des Rohrkolbens, der Küchenschelle, der Pappeln und Weiden sind so allbekannt, dass ich sie hier nicht zu beschreiben brauche.
Und nicht minder zahlreich und mannigfaltig wie die Flugvorrichtungen sind bei den Pflanzen die Einrichtungen für die Verbreitung durch Tiere. Es lassen sich dabei hauptsächlich zwei Gruppen unterscheiden, die Haftfrüchte und die Fleischfrüchte.
Die Hundszunge, Cynoglossum officiuale, hat Früchte, die auf ihrer Oberfläche ganz mit kleinen gekrümmten Widerhäkchen besetzt sind, die Kletten tragen an ihren Blütenhüllblättern ähnliche hakenförmige Stacheln, auch die Stengel mancher Pflanzen z. B. mehrerer Labkrautarten tragen Krallen und Haken. In allen diesen Fällen wird, sobald ein Säugetier oder ein Vogel mit den Klammervorrichtungen der Pflanze in Berührung kommt, entweder ein Teil des Stengels oder die Frucht allein abgerissen und von dem betreffenden Tiere fortgeschleppt und so die Samen der Pflanze ausgebreitet. Dasselbe was bei diesen angeführten Pflanzen die Widerhaken, bewirken bei anderen leim- oder