Heft 
(1899) 8
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Karl MüllenhofE, Eingewanderte Pflanzen in der Mark.

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Die allermeisten Bereicherungen, welche unsere Pflanzenwelt durch die Wasserströmungen, die Luftbewegung und durch Tiere erhalten hat, sind zweifellos in den ältesten Zeiten erfolgt', als das Gebiet der jetzigen Mark zuerst für Pflanzen bewohnbar wurde. Bereits in der Zeit, wo das grosse Inlandeis zurück wich, wird die Besiedelung unseres Bodens durch die ersten Pflanzen erfolgt sein. Die mehrfach veränderten Strom­läufe haben dem Gebiete dann wiederholt neue Pflanzen zugeführt, in der Art wie es jetzt noch gelegentlich einmal die Elbe und die Oder tliun. Und die aus den benachbarten Gebieten zuwandernden Tiere haben gewiss auch nicht wenig dazu beigetragen, dass die Zahl der Arten die jetzt in unserer Mark einheimisch sind, so gross wurde, wie wir sie jetzt finden.

Erst mit dem Beginn der menschlichen Thätigkeit begann für die Vegetation eine neue Zeit. Mit der zunehmenden Dichtigkeit der Be­völkerung und der Ausdehnung des kultivierten Landes in der Mark wo jetzt kaum noch ein Fleckchen Eide gefunden werden kann, das nicht mehr oder minder von der Kultur beeinflusst wird musste natürlich die Einwirkung des Menschen die natürliche Flora vielfach umgestalten und manche Pflanzenart wurde in der Verbreitung beschränkt, wenn auch wohl selten zum vollkommenen Aussterben gebracht. Anderer­seits führte der Mensch eine Menge neuer Arten teils absichtlich, teils unabsichtlich hier ein und viele derselben fanden hier günstige Vege­tationsbedingungen, verwilderten und bürgerten sich schliesslich voll­kommen ein.

Die Zahl der Arten, die auf diese Weise zu guten Bürgern unseres märkischen Bodens geworden sind, ist ganz überraschend gross und sie ist, wie es scheint, noch fortwährend im Wachsen. Natürlich ist es dabei notwendig eine Unterscheidung zu machen zwischen den Pflanzen, welche vereinzelt und vorübergehend, einmal verwildern um nach kurzer Zeit wieder zu verschwinden und denen, welche sich hier dauernd nieder­lassen. Nur eine längere Beobachtung lässt erkennen, ob eine Pflanze zur ersten oder zur zweiten Kategorie zu zählen ist. Nach einer natur- gemäss nicht ganz unzweifelhaften Schätzung beläuft sich die Zahl der vollkommen eingebürgerten Pflanzen, die durch die Mitwirkung der Menschen eingeführt sind, auf etwa 6U, während die Zahl der gelegentlich einmal verwilderten, aber noch nicht als eingebürgert anzusehenden Arten etwa 400 beträgt.

Herr P. Ascherson bemerkte zu dem Vortrage des Herrn Müllen- lioff Folgendes:

In betreff des von dem Vortragenden erwähnten Erigeron Cana- densis möchte ich auf eine höchst interessante, vor kurzem von

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