Heft 
(1899) 8
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18. (7. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Dr. Paul Graebner 1 ) veröffentlichte Beobachtung aufmerksam machen. Ende September vor. J. fand auf einem brachliegenden Acker bei Friedenau, der sich besonders mit reichlichem, zu dieser Zeit schon ver­trocknetem Grase bedeckt hatte, eine Art Steppenbrand statt. Als der jüngere Bruder des Genannten, cand. hist. Fritz Graebner, einige Tage später das Gelände passierte, sah er zu seinem Erstaunen, dass eine Pflanze mitten unter den verkohlten Kesten fast völlig unversehrt ge­blieben, lustig weiter vegetierte. Dieselbe wurde dann durch Dr. G. als der genannte Einwanderer aus Amerika erkannt, an dem selbst die zarten Haarkronen der Früchte, die ihn gerade wanderungsfähig machen, unversengt geblieben waren. Auch ich konnte noch einige Zeit später, nachdem das Gelände umgepflügt worden, an einzelnen Resten die That- saclie durch eigenen Augenschein bestätigen. Die getrocknete Pflanze zeigte diese Immunität gegen Feuerbeschädigung nicht.

Von der natürlichen Verbreitung der Pflanzen durch das Hoch­wasser unserer beiden Hauptströme möchte ich einige auffällige Beispiele anführen. Symphytum tuberosum ist eine im Kgr. Sachsen und Schlesien in Laubgebüschen hie und da nicht seltene, der norddeutschen Flora aber fremde Frühlingspflanze. Dieselbe wird schon 1841 von Dietrich 2 ) bei Lenzen angegeben. Ich erhielt dieselbe von dort aus dem Oberholze, einem in der Elbniederung gelegenen Eichenwäldchen, in den 50er Jahren von dem Konrektor Breest-Lenzen. Später, kurz nach 1870, wurde der Wald abgeholzt und zunächst als Wiese benutzt, auf der sich die Pflanze noch reichlich vorfand. Als die Wiese dann aber zu Acker gemacht wurde, verschwand sie alsdann fast ganz; nur einige spärliche Reste, etwa ein halbes Dutzend Stöcke, konnte mir Herr Lehrer Schütz noch im April 1889, an einem Wiesenrande unweit der Löcknitz, unter Schwarzdorn zeigen 3 ). Viel später wurde ein zweiter Fundort in der Elbniederung, im Herzogtum Anhalt, Koswig gegenüber an der Wörlitzer Fährstelle bekannt, wo die Pflanze 1889 von Prof. E. Loew und Dr. Breslich, 1891 von dem Chemiker Dr. Dormeyer gesammelt wurde 4 * ). Dass die Pflanze nach diesen beiden Fundorten durch das Hochwasser der Elbe aus Sachsen oder Böhmen herabgeführt worden ist, ist wohl nicht zu bezweifeln. Zweifelhafter ist dies von einem dritten Fundorte, der erst kürzlich veröffentlicht wurde 6 ), obwohl die Pflanze dort schon seit mehreren Jahrzehnten bekannt ist: im Gutsgarten zu Milow, Kr. Jerichow II, unweit Rathenow am linken Havelufer gelegen, aufgefunden von dem aus diesem Dorfe, welches auch die Heimat des

) Verh. Bot. Verein Brandenburg XL (1898) S. LXXXI.

2 ) Flora Marchica Vorrede S. XII.

3 ) Ascherson, Verh. Bot. Ver. Brand. XXXIII (1891) S. 87.

4 ) Taubert a. a. 0. S. XYTTT

6 ) Plöttner a. a. 0. XL. (1896) S. XLVIII.