Heft 
(1899) 8
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P. Ascberson, Bemerkung auf den Vortrag von Möllenhoff.

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jedem Berliner durch das Geklingel seiner Milchwagen wohl bekannten Kommerzienrates Carl Bolle ist, gebürtigen Pastor Kudolf Hülsen im Nachbardorfe Böhne, einem um die Flora seiner Heimat, des Havellandes, wie auch der Provinz Posen hochverdienten Botaniker. Derselbe schrieb mir, dass er die Pflanze dort schon seit etwa 20 Jahren kenne; ein alter Gutsgärtner habe ihn damals versichert sie sei schon da, so lange er sich erinnern könne. Ein 'Vordringen des Elb-IIochwassers bis zum Fundorte sei, wenigstens für die jetzigen Verhältnisse ausgeschlossen. Dagegen hält Herr Hülsen es für nicht unmöglich, dass dies Symphytum mit angepflanzten Sträuchern, sei es aus Anhalt (Milow ist im Besitz des Herzogs von Anhalt), sei es aus Schlesien durch einen aus dieser Provinz stammenden Gutspächter eingeschleppt sei. In letzterem Falle würde sich das Milower Vorkommen zwei weiteren Fundorten in der Norddeutschen Ebene anschliessen, von denen einer sich nahe der Süd­grenze unserer Provinz befindet; im Muskauer Parke bei dem Blauen Garten nahe dem Eiclisee 1 ); dass die Pflanze dort einheimisch sein sollte, ist kaum wahrscheinlich, da sie in Schlesien auf den südöstlichen Landesteil, in Sachsen auf die Dresdener Gegend beschränkt ist und in der Sächsischen Oberlausitz wie auch im Neissegebiete Böhmens nicht bekannt ist. Ebensowenig ist die Pflanze in der Flora von Hamburg in einem Hohlwege bei Dackenhudeu, früher auch im Flottbeker Gehölz als einheimisch zu betrachten und etwa mit dem Lenzener in Verbindung zu bringen 2 ).

Sehr bemerkenswert ist das anscheinend vorübergehende Auftreten einer anderen Borraginacee, der Omphalodes scorpioides, die wie das genannte Symphytum, im östlichen Mitteldeutschland stellenweise verbreitet, indess schon seit mehr als einem halben Jahrhundert an einer Stelle in unserer Provinz, nämlich bei Sommerfeld, als wildwachsend bekannt ist. Auch an dem Teile des Elblaufs, der in das Gebiet meiner Flora von Brandenburg fällt, ist die Pflanze seit mehr als 40 Jahren bekannt, nämlich auf der Insel zwischen dem Hauptstrom und der Alten Elbe bei Grünewalde, Schönebeck gegenüber. Dieser Fundort bildet mutmasslich den Ausgangspunkt für das hier zu besprechende Vorkommen am unteren Teile des hohen, bebuschten Elbufers, südlich vom Gute Billberge, zwischen Tangermünde und Arneburg. Der Elbhang bei Bill- . berge, nördlich bis Arneburg und darüber hinaus, südlich bis zum nächsten Dorfe Storkan, ist als besonders pflanzen reich bekannt und wird daher von den Botanikern der näheren und entfernteren Umgegend z. B. von Rathenow aus jährlich wiederholt begangen. Auch ich habe ihn seit 1857 wiederholt besucht. Es ist daher schwer auzunehmen,

') Poelzig, Nat. Ges. Görlitz XV. S. 183.

) Vergl. Ascberson Verb. Bot. Verein Brandenb. XXIX (1887) S. 144.