Heft 
(1899) 8
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18. (7. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

dass die fragliche Pflanze, wenn sie schon früher da war, nicht bemerkt worden sein sollte. Sie wurde zuerst im April 1894 von dem oben genannten Pastor Hülsen auf einer Exkursion, an der auch Dr. Graebner und ich teilnahmen, aufgefunden. Einige Wochen später, in den Ptingst- ferien, überzeugten wir uns noch einmal von dem reichlichen \ orkonnnen der damals schon in Frucht stehenden Pflanze, die auch leicht zu finden war, da der Fusssteig den Fundort berührt. Ich war daher sehr er­staunt, zu erfahren, dass der Omphalodes seither spurlos verschwunden ist und in den darauf folgenden Jahren nie wieder beobachtet wurde. Wie oft mögen ähnliche Ansiedlungen unbemerkt bleiben, bis es einem derartigen Einwandrer endlich gelingt, festen Fuss zu fassen und das Gelände dauernd zu occupieren.

Für beide Vorkommnisse kann ich auch ein Gegenstück aus dem Märkischen Oderthal anführen. Euphtybia stricta ist in Schlesien längs des Laufes des Hauptstroms keine seltene Pflanze, und ist neuer­dings, 1889 auch dicht an unserer Grenze, im Grüneberger Oderwalde von Hellwig aufgefunden worden 1 ). Auf dem Boden unserer Provinz wurde sie von dem verstorbenen Professor Dr. Ernst Iluth, einem in den verschiedensten Zweigen der Naturwissenschaft erfolgreich thätigen und auch durch seine 1895 in zweiter Auflage erschienene Flora von Frank­furt a. 0. um die Kenntnis der Vegetation unserer Provinz wohl ver­dienten Manne, im sog. Farr- (Pfarr-?) winkel bei Frankfurt a. O. im Spätsommer 1894 aufgefunden. 2 * ) Der Finder vermutet selbst, dass die ansehnliche, bis 1 /2 m hohe Pflanze, die reichlich an einem viel begangenen Wege stand, erst durch das Frühjahrs-Hochwasser desselben Jahres dorthin gelangt sei. Nach Mitteilung des Oberleluers Dr. A. Brand, der die floristischen Forschungen seines verdienstvollen Schwiegervaters fortsetzt, ist Euphorbia stricta von diesem Fundorte aber bereits wieder verschwunden. Also ein vollständiger Parallelfall zu dem Hillberger Vorkommen des Omphalodes scorpioides!

Dagegen hat sich an zwei Stellen, von denen die eine ganz in der Nähe des Euphorbia-Fundorts gelegen ist, eine andere, in ganz Nord- und Mitteldeutschland, früher nur aus Schlesien (an der Oder bis Neu­salz) bekannt gewesene Pflanze anscheinend dauernd angesiedelt: Ceras- tium anomalum (Stellaria viscida 8 ). Wann diese unscheinbare Alsinee zuerst aufgefunden worden ist, habe ich nicht ermitteln können, doch reicht der Fund, wenn überhaupt, schwerlich viel über das Jahr 189U hinaus, so dass auch diese Art wohl als ein neuerer Zuwachs unseres

') Fiek und Schube 67. Bericht Schles. Gea. Vaterl. Kultur 1889. S. 181.

2 ) Verh. Bot. Ver. Brand. XXXVI. (1894) 5. LIII.

9 ) Ascherson a. a. O. XXXVII (1895) S. XXIX.