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Kleine Mitteilungen.
nannter Edelfrau umschreiben, als nur allzukurze Frist, die Jahreszahlen 1754 und 1803. Freundin Wil 1 denovv’s undThaers’, war sie eine ebenso tüchtige Landwirtin wie wilde Reiterin, zugleich aber, was uns anbelangt, eine mit überaus feinem Naturgefühl begabte, vom lebendigsten Schaffensdrange erfüllte Individualität. Einer Epoche angehörig,, welche den Umschwung des Gartengeschmackes sah, die Verwandlung geometrischer Schnörkelei in die idealisierte Naturwahrheit wellenförmiger Vegetationslinie siegreich befürwortete, ward die Schlossherrin von Kunersdorf zur enthusiastischen Anhängerin solcher Zeitrichtung. Sie ist es gewesen, die ihrem Güterkom- plex, den grössten Teil jenes Distriktes umfassend, für welchen der Name der märkischen Schweiz, zur Stunde ganz in den Sprachgebrauch Ubergegangen, aufgehört hat eine Lächerlichkeit zu sein, jene höhere Weihe landschaftlicher Schönheit zu geben wusste, die aus geläutertem Geschmack, angehaucht von ausgesprochen botanischen Neigungen, heryorgeht. Hierin glücklicher noch als Pückler, begünstigten sie Terrainverhältnisse, an welche, um die Scholle zu einem Eden zu machen, nur die leis regelnde Hand anzulegen war.
Diese merkwürdige Frau, die als eine Zierde der märkischen Gartenkunst, wohl eine Büste im Grün einer unserer hauptstädtischen Parkanlagen verdiente, hat sich bisher mit einer kleinen Bronzefigur auf dem Reliefbilde am Sockel des Thaerdenkmals zu Berlin, das sie in halbmännlichem Kostüm und mit den entsprechenden Zügen darstellt, begnügen müssen. Hunderttausende durch ihre Hand gepflanzter Bäume mögen als ein würdigeres Monument für sie gelten. Es genügt zu sagen, dass man nach ihrem Tode — das Geschick wollte ihr die herannahende trübe Zeit der napoleonischen Occu- pation gnädig ersparen — allein 25 Wispel Kienäpfel zur Aussaat vorfand, ausgedehnter Baumschulen nicht zu gedenken.
Ist nicht Frau von Friedland dergestalt eine Gutsherrin so recht im Sinne unseres Booth gewesen? Unter jenen Zapfen mochten ein gut Teil der Pinus Strobus angehört haben. Gewiss würde er sie demgemäss gelobt haben, wie — er möge verzeihen — ein Grösserer, unser unvergesslicher Willdenow, dem auch dieselbe „einen grossen schöpferischen Geist“ genannt hat.
. Das Grabmal der Frau von Friedland, an künstlerisch bewundernswerter Stätte zu Kunersdorf gelegen, zeigt eine säulengetragene Marmorurne mit den Attributen der Landwirtschaft und Gärtnerei: Pflug, Egge, Sichel, Harke. Das ihrer gleichgesinnten, aber länger wirkenden Tochter, Charlotte Gräfin Itzenplitz, zeigt diese in der Rechten ein aufgeschlagenes Pflanzenbuch haltend, wie es die Marchesa Pallavicini als Statue in den paradiesischen Gärten von Pcgli, am ligurischen Strande, gleicherweise trägt. Ein Schützling und Freund dieser 1848 gestorbenen Gräfin Itzenplitz ist jahrelang der als Dichter, wie als Botaniker gleichgefeierte Chamisso gewesen, dessen Fusstapfen, unter den Riesenbäumen Buckow’s, man gern nachgeht.
Willdenow sagt ferner von der Friedland, sie „habe etwas so ganz Eigentümliches ausgeführt, was ihr Andenken noch den späten Nachkommen