Heft 
(1899) 8
Seite
40
Einzelbild herunterladen

40

20 (8. ordentl.) Versammlung des VII. Vereinsjahres.

Neue hats keine Not, es sorgt für sich und bricht sich selbst Bahn. Das gute Alte aber, das uns die Väter überliefert haben, bedarf der steten liebevollen und sorgfältigen Pflege. Sie zu üben ist unsere Auf­gabe; Sorge zu tragen, dass der vaterländische Sinn sich auch auf die Erhaltung der alten heimischen Denkmäler erstrecke, auf dass der Born nicht versiege, aus. dem die Kunst eines Volkes schöpfen muss, will sie sich ihre Jugendfrische, ihre bodenwüchsige Kraft und damit ihren er­ziehlichen Wert zum Nutzen des Vaterlandes dauernd bewahren.

8. A. Mäcke, Lehrer in Dobrilugk: Der Kreis Luckau. Geographisches, Geschichtliches, Sagen, Kulturhistorisches. Kirchhain N.-L. 1898. Dieser Beitrag zur Heimatkunde ist kein er­freulicher und würden wir ihn lieber vermissen. Der Verfasser ist nicht entfernt seiner Aufgabe gewachsen, mindestens hätte er, falls er sich deren Lösung getraute, wirklich auf die ausgezeichneten Autoritäten, die er im Vorwort erwähnt, namentlich auf einen so vorzüglichen Kenner, wie Sanitätsrat Dr. Behla, stützen sollen. Es lohnt nicht, die vielfachen Mängel seiner Schrift alle zu beseitigen, man müsste sonst einen nicht unbeträchtlichen Teil des Buches neu schreiben. Einige Fehler wollen wir indessen doch erwähnen: S. 5. In den kunstlos zugerichteten erratischen Blöcken sieht M. Opfersteine, Altäre u. dergl. der slavischen Heidenzeit.Aus der Germanenzeit (!) stammend, sehen wir die zum grossen Teil aus Feldsteinen erbauten Klöster und Landkirchen. S. 23Diese Urnenlager sind die Begräbnisplätze der Wenden, jenes Volkes, welches bis vor 1000 Jahren unsere ganze Provinz bewohnte. Ganz verkehrt und schief! Verf. weiss nicht einmal, dass die in der ganzen Welt berühmten Niederlausitzer Gräberfelder mit Urnen und Leichenbrand vorwendisch sind. S. 25: Die Cisterzienser-Mönche seien die Verbreiter des gotischen Baustils! Dabei hat der Verf. die ro­manische, Ende des 12. Jahrhunderts erbaute Cisterzienser Abteikirche von Dobrilugk vor seiner Thür. S. 47: Ungefähr vor 2000 Jahren, da Jesus noch auf Erden wandelte (!!), wäre der erste Germane mit Stein­beil und SteinmSsser im Elsterthal vorgedrungen, was vollkommen un­sinnig ist. S. 49: Die Wenden hätten Bielebog, den Gott des Guten, verehrt. Dies ist bekanntlich mindestens sehr zweifelhaft. Weil es einen Czerneborg, den schwarzen Gott giebt, glauben Einige per argumentum e contrario einen weissen Gott (Bielbog) ebenfalls annehmen zu müssen. Dies ist aber eine blosse Hypothese. Die Sorben (S. 49) sollen Pfeil und Bogen geführt haben; es wäre uns sehr angenehm, wenn uns Herr M. eine Piobe davon zeigen könnte; die Wenden haben im allgemeinen keinen Bogen geführt. S. 59:Im Jahre 1567 erschien Tetzel, ein Dominikanermönch aus Pirna, mit grossem Gepränge und Gefolge in Luckau. In einer Fussnote bemerkt M. dazu:Geschichtlich nicht be­stimmt nachzuweisen. Wozu dann die Erwähnung?