E. Lemke, Zur Geschichte der Fischerei.
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krümmter Widerhaken; das breitere Ende des Geräts weist eine Durchlochung zum Anbringen von Wurfleinen auf; an einigen Harpunenspitzen war das hintere Ende mit Schnüren von Bast umwickelt. (Übrigens kamen auch Pfeilspitzen aus Elenknochen mit zwei Reihen Haken vor; eine Reihe Haken knöchern, die andere nur als Furche vorhanden, in welche Feuersteinspäne mit Pech eingekittet wurden.*)
Bei dem grossen Reichtum an Fischen, der auch die Mark Brandenburg von jeher ausgezeichnet hat, lassen sich die genannten Verhältnisse auch hier voraussetzen; wo Thatsachen fehlen, kann man aus Vergleichen Schlüsse ziehen. „Uralt ist die Kunst des Flechtens und Webens. Die schweizerischen Seeen mit Überresten und Fundstücken aus der reinen, d. h. gänzlich metallosen Steinzeit haben uns Schnüre und Netze geliefert. Nichts steht im Wege, auch für die Steinzeit der Mark den regelrechten Fischfang mit Garn und Netz anzunehmen. Nicht selten finden sich unter tiefen Torfschichten auf dem Grunde früherer Gewässer der Mark die Kähne der Fischer, aussen mit Steinbeilen roh zugehauen, innen durch Brennen aus einem einzigen Stamme (mitunter von wahren Baumriesen) angefertigt. Nicht unansehnlich und mit eigentümlicher Verzierung ausgestattet ist die Töpferware jener Fischer.**)
„In der Bronzezeit (Westpreussens), welche in das erste Jahrtausend v. Chr. fällt, gelangten auf dem Handelswege mancherlei Geräte, Waffen und Schmucksachen, aus Bronze wohlgeformt, vom Süden hierher. Darunter sind auch Angeln zu nennen, welche in gewisser Weise an die heutigen Hechtflimmern erinnern; im gegenwärtigen Erhaltungszustand sind die meisten mit einer Patina, d. i. mit einer bläulich-grünen Oxydationsschicht versehen. Wahrscheinlich lockten sie ohne Köder, nur durch ihren ursprünglichen Glanz grössere Raubfische an.“***)
In der Mark Brandenburg gesellte sich — wie überall — zu den eingeführten Gegenständen allmählich eigene Arbeit. „Beweis hierfür sind die nicht seltenen Schmelzstätten, Gussfonnen, Bronzeklumpen u. s. w. Bronzene Angelhaken verraten eine geschickte und sichere Handhabung der Metalltechnik.“ f)
Als Merkwürdigkeit führe ich einen zu bronzezeitlichen oder wenig späteren Funden Ostpreussens gehörenden sogenannten „Netzheber“ an, eine Art Quirl. Er kam in einem masurischen Pfahlbau, nämlich am Arys-See, zum Vorschein, wo auch durchlochte Flotthölzer aus Borke
*) L. Stieda, Constantin Grewingk's archäologische Arbeiten. (S.-B. d. A.-G. Prussia, 1887—88.) S. 248.
**) E. Friedei, Verz. d. Fisch.-Geschichtl. Ausst, d. Märk. Mus. a. d. Berliner G.-A. 1896, S. 11.
***) H. Conwentz, a. a. O., S. 77 u. 78. f) E. Friedel, Verz. d. Fisch.-Geschichtl. Ausst. (u. s. w.) 1896, S. 12.