Heft 
(1899) 8
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E. Lemke, Zur Geschichte der Fischerei.

gezogen. Damit jeder Irrtnm ausgeschlossen ist und kein Streit entbrennen darf, sind die doppelt abgegrenzten acht Teile mit farbigen Bändern an den abgemessenen Punkten versehen; treffen diese Bänder zusammen, so ist jeder Anteil gerecht bezeichnet. Zum Flunderfang kommen noch Strohwische hinzu, die zum Aufscheuchen dienen und in der Woche 28 mal erneuert werden müssen. Beim Erklären zeichneten mir die Fischer immer im Sande einen Kreis auf, der von einem gerade und einem schräge liegenden Kreuze in besagte Achtel geteilt ist. Wird einLöchel oder Tönnchen (meist rot oder schwarz angestrichen) dabei benutzt, so nennt man jeden abgemessenen TeilLöchel. Trotz der sichtlichen Mühe, die man sich gab, mir diese Fischereiweise zu erklären, ist mir dieselbe nicht ganz klar geworden. Vielleicht veranlasst meine Mitteilung einen Kundigen, sich darüber zu äussern. Da ich, wie man zugeben muss, keinekleine Fischerin bin, weiss ich auch nicht, ob der Achtel- Fischfang etwas besonders Volkstümliches vorstellt. Ein Heringsnetz ist etwa 42 m lang und hat beim Aufstellen eine Länge von 2022 m; im Laden gekauft, kostet es M. 10,00, selber gefertigt M. 4,00; die Heringsnetze heissenMantzen. Krabben, die nur zur Angelspeise für Flundern, Pomucheln (Dorsche) und Aale dienen, fängt man inHamen, d. s. lange, zugespitzte Netze, die an 2 / 3 ihrer weiten Oeffnuug einen Bügel wenn es sein kann, aus Weissbuche gefertigt haben; l ; 8 der Oeffnung nimmt ein schmales Brett ein.Aber zum Lachsfang nehmen wir lieber Bügel aus Kaddik (Wachholder), denn der biegt sich wie Gummi. Zur Angelspeise für Lachse dienen kleine Heringe oder Ström­linge.Früher soll hier ein Künstler gelebt haben, der den Fischern vorredete, dass er ihnen guten Lachsfang besorgen könnte. Na, sie glaubten ihm und gingen zu ihm; aber er nahm ihnen doch wohl nur das Geld ab.

Anfänglich wurde der Lachs mit grossen Strandgarnen gefischt, deren es in Heia sieben gab. Zu diesem Fange trat die ganze Bevölke­rung zur Neujahrszeit zu sieben grossen Compagnien zusammen. Am Aussenstrande lagen sieben Lachsgarnstellen von der Heulboje ab über den Heisternester Thurm hinweg bis zum Ceynowaer Revier. Über diese Stellen entschied das Loos. Mit den grossen Strandgarnen, von denen jetzt noch drei vorhanden sind, wird fast garnicht mehr gefischt. . Die Hochseefischerei hat die alte Art verdrängt, obgleich es vorkam, dass ein Strand-Garn an einem Tage (8. April 1866) über 15 Schock Lachse fing. Die Hochseekutter laufen täglich früh morgens aus, um erst nach Anbruch der Dunkelheit heimzukehren. Unter diesen war 1897 nur ein Helenser, denn es handelt sich (abgesehen von grossen Kosten) um eine neue Angelmethode, und die Bewohner Helas sind schwerfällig im Ab- weichen vom Altgewohnten. Sie gehen erst im Frühjahr auf See, wenn der Fang mit den Treibnetzen beginnt. So mussten sie sicbs gefallen