E. Lemke, Zur Geschichte der Fischerei.
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lassen, dass z. B. einmal vier pommersche Kutter von Oktober bis December für mehr als 10 000 M. Lachs aus ihren Gewässern entführten. Ein Kutter hat 200—300 Angeln in der See, in drei Meilen Entfernung vom Strande. Die Angel besteht aus dem 50 Faden (d. s. 100 m) langen Steintau, welches mittels eines Steines einen Holzklotz verankert; von diesem aus gehen auf der Oberfläche des Wassers 20 Faden zu einem kleineren Klotze, und hier hängt in 2 Faden Tiefe der Angelhaken mit dem Hering. Das ganze Seil ist nicht stärker, als ein starker Bindfaden — in Berlin Strippe genannt — aber die Länge des lose schwimmenden Teiles vereitelt die mächtigsten Anstrengungen des gewaltigsten Lachses. Es ist natürlich, dass der Kutter nicht jedesmal sämtliche Angeln findet; es kommt sogar vor, dass die Leute ein paar Tage lang gar nichts zu sehen bekommen, wenn der starke Strom das ganze „Gut“ unter die Oberfläche gerissen hat. — Von Helas Bewohnern-meldet die Chronik, dass Hans Fenriclis Frau Anna geh. Dürtzen über 100 Jahre, er selber aber auch 100 Jahre alt geworden sei; Andreas Schwarz erreichte 100 und Gregor Fortun (schon ein vielversprechen- Name) 110 Jahre. Auch heute noch trifft man dort richtige Meergreise an. Aber trotz dieser günstigen Aussichten soll im Oktober 1855 der bald darauf verunglückte Prediger Carl Hannemann bei seiner Antrittspredigt gesagt haben: „Aus ist die Predigt, Sela! Gott führ’ mich bald von Heia!“*)
J. Trojan (den ich im Juli während seiner Festungszeit in Weichselmünde besuchen konnte) hat kürzlich ausführliche Schilderungen über Heia veröffentlicht. Er bemerkt darin (abweichend von den vorherstehenden Angaben), dass das Verlosen der Strandfischereistellen an Mariä Lichtmess, d. i. 2. Febr., stattgefunden habe, und dass dies allemal einem Volksfeste gleich gekommen sei; noch im vorigen Jahre ist an diesem Tage geflaggt Avorden. Noch bestehen dort sechs Heringskompagnien, jede 15—25 Mann stark. Am h. Dreikönigstag wird dieses Garn gestellt. Je 30 „Ellen“ Garn der einzelnen Kompagnie-Teilnehmer werden zu einem einzigen Netze an einander gefügt. Am Jacobitage stellen die 10 oder 11 Aalkompagnien die Aalsäcke auf. Und Ende August beginnt das „Säckekloppen“, die schwerste Arbeit der ganzen Fischerei. Da sieht man am Strande weit in die See hineingebracht oft 30 Stück Säcke hinter einander, deren jeder an einem Pfahl befestigt ist. Jeden Morgen werden die Säcke nachgesellen, um die gefangenen Fische herauszunehmen.**)
Der kleine Ort, der vor 900 Jahren den Anfang des mit Recht gerühmten Danzig vorstellte, umfasste das sogenannte „Hakelwerk“ und
*) O. M., Danz. Ztg., 2. u. 5. Mai 1897.
**) J. Trojan, Heia. Nat.-Ztg., 8. Januar 1899.