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E. Lemke, Zur Geschichte der Fischerei.
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Schwimmer aus Borke heissen „Flitte“, in der Einheit „der Flott.“ Drolliger Weise sagte mir jemand „Das schreibt sich F-l-ö-t-h.“ Die Netze werden durch eingeknüpfte Zeugstreifen gezeichnet; auch benutzt man statt letzterer kleine Zöpfe in verschiedenen Farben, gewöhnlich schwarz, braun und weiss zusammengenommen. Man gab mir die Versicherung, dass manchmal ein unscheinbares Bändchen zur Feststellung des Eigentums genügt hätte. Neue Netze werden geweiht. Zu diesem Zwecke breitet man das „zweimal je dreimal“ mit dnnkelm, aus der Apotheke geholtem Öl eingeriebene Netz auf mehreren Stühlen aus, unter die ein Gefäss mit „Schiesspulver oder so was ähnlichem“ gestellt wird. „Das muss tüchtig puffen!“ Wenn kein Dampf mehr aufsteigt, wird Asche aus dem Ofen genommen und „über Kreuz“ auf das Netz gestreut. „Wenn unser Väterchen ein Netz weiht, dürfen wir nur so lange in der Stub’ bleiben, bis er nun Wörter über das Netz spricht. Er jagt uns dann immer raus. Solche Wörter kann ein Mann nur von einer Frau und eine Frau nur von einem Mann lernen. Unser Väterchen hat schon oft gesagt, er will es uns lernen. Und dann sagt er auch oft: „Majell, eck liebb Gleck!“ (Mädchen, icli habe Glück.) Er kann blos platt sprechen. Aber er hat auch wirklich Glück; das wissen die andern Fischer ganz genau. Wenn die ihrer Sach’ nicht sicher sind, oder wenn sie was Gutes fangen wollen, dann rufen sie immer: „Komm’, old Mannke, komm’, komm’!“ Und der Väterchen trägt dann auch immer „Christi Leiden“ bei sich. Das ist von Stör und Hecht gemacht. Und dazu hat er auch Salz und Pfeffer in der Westentasch’. „Und nachher verwahrt er das wieder sorgfältig.“ Dieser Alte will auch manchen gesehen haben, der kurz vorm Sterben als Geist erscheinen musste; nach dem Glauben der dortigen Fischer wandelt so einer plötzlich in einem Kahne, umher. Bei Rossitten zeigt sich öfters die „Seejungfer“, die zur Hälfte Fisch, zur Hälfte Menschenweib ist. „Und die schreit so gottserbärmlich wie’n kleines Kind.“ Die Kirchenglocken in Schaken rufen: „Stint und Kaulbarsch! Stint und Kaulbarsch!“ In Steinort und Umgegend sagt man: „Da wo im Sommer mittags die Sonn’ steht,
sind die Sternbilder der Fischer. Einer sticht in den Grund; aber der and’re ist grossartig, der sieht nur zu.“
Im Samlande bezeichnet man den Dorsch einfach mit „Fisch“, während man im übrigen die Namen nennt. Im Gebiete des Frischen Haffes heissen die Fischmeister „Fischerschulzen“ und in den Stranddörfern die mit Fischereigerechtigkeit ausgestatteten Grundbesitzer „Fischerbauern“. In Litauen nimmt man an, dass Februar-Kälte den Hering fetter mache. In Ostpreussen, wie auch anderwärts, ist der Glaube verbreitet, dass die Aale gern die Erbsenfelder besuchen. Die Aalhäute kommen bei Wirtschaftsgeräten zur Verwendung und dienen in manchen Gegenden zum Wickeln eines kranken Fusses. — Obgleich ich