Heft 
(1899) 8
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Pestzeiten in Berlin und der Mark Brandenburg.

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eine auch weiter ausgedehnte Pestseuche herein, die indessen Nord- Deutschland nur in einzelnen Fällen berührt hat.

Auch im 17. Jahrhundert herrschte in Mailand, wie Allessandro Manzoni in seinem Roman: 1 promessi sposi meisterhaft beschreibt, eine furchtbare Pest, die aber auf Nord-Italien beschränkt blieb.

Die dritte grosse Beulenpest-Epidemie traf Europa im Jahre 1598 und hat auch die Mark Brandenburg arg mitgenommen. Alte Chronisten nennen dieses Jahr 1598 als in der Mark ein von der Pest sehr anreisiges Jahr und das nicht ohne Grund, denn in diesem Jahre starben in der Neustadt Brandenburg 1809 Personen an der Pestwelche sich auch schon im vorigen Jahre etwas merken lassen und in diesem zwar zu Anfang sich nicht sonderlich hervorgethan, aber mense Augusto und Septembri so stark um sich begriffen, dass man täglich 20, 30, auch wohl 40 Todte gezählet. In Treuenbrietzen starben 1598 in ganz kurzer Zeit 40 Menschen, ln Straussberg ist 1598 nicht allein der Kaplan, sondern auch der märkische Geschichtsschreiber Angelus ge­storben, welches er auch auf der Kanzel vorher gesaget:es schiene die Hoffnung an, die Seuche werde sich legen, er aber würde der letzte sein, so daran sterben würde welches auch erfolget.

Mittenwalde hatte den Verlust von (173 Personen zu beklagen, Bernau verlor 1137 Personen an dieser schrecklichen Krankheit. Auch in Müncheberg sind über 1000 Menschen gestorben.

Friedeberg wurde ebenfalls um diese Zeit von der so häufig auf­tretenden pestilenzialischen Krankheit wieder einmal heimgesucht, und den Armen in den Hospitälern wurde die Stadt verboten; ihnen dafür aber für 20 Gr. Brot aus der Hospitalkasse verabreicht. Die Hospitäler (Armenhäuser) befanden sich damals ausserhalb der Stadt, vor den Thoren.

Das die Pest 1598 auch in Berlin stark grassiert haben muss, geht daraus hervor, dass unser Kammergericht, der höchste märkische Gerichtshof, nach Neu-Ruppin verlegt werden musste, wie eine hand­schriftliche Chronik jener Zeit berichtet. Diese Verlegung geschah auf besonderen Befehl seiner Churfürstlichen Durchlaucht, Herrn Johann Sigismunds.

Doch blieb Neu-Ruppin auch nicht seuchefrei und bis zum Januar 1599 sind dort 193 Personen gestorben. Später, im Jahre 1611 wurde das Kammergericht, auch wegen Pestgefahr, nach Bernau verlegt, wo die Sitzungen im Rathause abgehalten wurden.

Der alte Chronist Philipp Jacob Schmidt schreibt 1736 in seinen annales Berolinenses über verschiedene Pestepidemien zu Berlin folgendes: Im Jahre 1546 grassierte die Pest zu Berlin und sind daran 3000 gestorben; im Jahre 1576 ist zu Berlin und Cöln im Frühjahr und Herbst ein grausamlich pestilenzialisches Sterben gewesen, 30 dass

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