Heft 
(1899) 8
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Otto Pniower, Die erste Berliner Zeitschrift in deutscher Sprache.

matischen Krankheiten, wie Scharlach und Masern haben sehr abgenommen, und die in Folge der letzten Kriege hierher verschleppten Pocken und Cholera treten nur vereinzelt auf. Influenza grassiert leider jetzt in ganz Europa. Ich schliesse demnach mit dem innigen Wunsche, dass unsere liebe Vaterstadt Berlin auch für alle Zukunft von der schreck­lichen Seuche der Pest, sowie von allen anderen Seuchen befreit bleiben möge und mit der frohen Meinung, dass auch Aussicht dazu ist.

Dr. C. Maass.

Die erste Berliner Zeitschrift in deutscherSprache.

Von Otto Pniower.

Die erste in Berlin gedruckte Zeitschrift war eine französische. Sie erschien in den Jahren 16961698 und war von Etienne Chauvin herausgegeben. Zehn Jahre später trat die erste Berliner Zeitschrift in deutscher Sprache ans Licht. Auch ihr war nur ein kurzes Dasein beschieden. Sie war eine Monatsschrift. Das einzelne Heft kostete 12 Gr. Sie begann im Jahre 1708 zu erscheinen und dauerte bis zum Juni des folgenden. Dann verfiel sie einem Censurverbot. Ein vollständiges Exemplar dieser Monatsschrift besitzt meines Wissens nur die Breslauer Bibliothek. Unsere königliche besitzt ein defektes, das vom ersten Jahrgang die drei ersten Hefte und vom zweiten das erste enthält. Dem Märkischen Provinzialmuseum gelang es vor einiger Zeit, den voll­ständigen ersten Jahrgang zu erwerben. Ein eben solches Exemplar besitzt die Bibliothek des Gymnasiums zum neuen Kloster in Berlin. Die Zeitschrift führt den Titel: Der von Seiner Königl. Majestät in Preussen Allergnädigst privilegierten Curieusen Natur-, Kunst-, Staats- und Sitten - Praesenten, Erster Jahrgang von MDCCVIII. Durch R. Öe. Zum Nutzen und Ergötzen. Unter Präsenten sind- Geschenke zu verstehen, wie sie der Herausgeber selbst einmal wenig geschmackvoll mit einem makkaroniselien NamenSchen- kagen nennt. (S. 262). Sein Name erscheint nur einmal auf dem für den zusammengehefteten Jahrgang bestimmten Titel und nur mit den Anfangsbuchstaben. Er liiess Oelven. Weshalb und mit welchem Recht sein Vorname hier mit R. bezeichnet wird, ist mir dunkel. Er wird sonst durchweg Christoph Heinrich genannt. Er war ein Litterat, der sich seiner Zeit auch sonst bekannt gemacht hat. Doch erlosch sein Ruf sehr rasch. Von seinen schriftstellerischen Leistungen hat sich nur wenig erhalten. Sein Zeitgenosse Ancillon spricht von einer beträcht­lichen Anzahl von Bänden, die er verfasst hat (S. 118 der Praesenten). Oelrichs (Beyträge zur Brandenburgischen Geschichte S. 292) zählt seine Schriften, wenn auch unvollständig, auf. Er selbst erwähnt ein sonst