Heft 
(1899) 8
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Ich, der ich nun den ganzen Jahrgang durchgelesen habe, muss be­kennen, dass mir in den übrigen Nummern nichts begegnete, was Giese- brechts Hypothese zu stützen geeignet ist.

Ich habe mich bemüht, die Monatsschrift vom Standpunkt ihrer Zeit aus zu würdigen. Blicken wir vom heutigen auf sie zurück, wie sind wir doch seit dem vorgeschritten! Wie hat Berlin und Preussen nicht bloss auf dem Gebiete der Litteratur, nein auf allen Gebieten des Lebens gewonnen! Wir dürfen von berechtigtem Stolz erfüllt sein, wenn wir diesen Abstand überschauen. Wir wollen uns indes nicht überheben. Wer weiss, wie nach abermals zweihundert Jahren ein Mit­glied der Brandenburgia möglicher Weise von derselben Stelle aus über eine heute in Berlin erscheinende Zeitschrift urteilt! Doch soll es uns wiederum recht sein, wenn er dieselbe Kluft wahrnähme, die sich uns zwischen jener Zeit und heute auftbat. Denn was kann uns erwünschter sein, als dass unser Vaterland weiter so blühe und gedeihe, wie es ihm in den verflossenen zwei Jahrhunderten beschieden war?

Kleine Mitteilungen.

Lieber die Wolfsjagden und das Jagdlaufen der Bürgerschaft in Strausberg. (Beitrag zur Geschichte der Stadt Strausberg von B. Seiffert). Keine Verpflichtung mag der Bürgerschaft des 17. und 18. Jahrhunderts un­erträglicher geworden sein, als die, im Winter bei frischem Schneefall (Newe genannt) nach Rudersdorf zur Wolfsjagd, oder sonst bei grösseren Hetz- und Parforcejagden des Landesfürsten als Treiber mitziehen zu müssen. Tagelang vom Hause, von der Familie fern, ohne regelrechte Beköstigung, ausser was sich ein jeder an Mundvorrat mitnehmen konnte; in dem Erwerb durch Handwerk oder Ackerbau beeinträchtigt; ausser den Unbilden der Winter- zeit noch mancherlei Strapazen und selbst roher Behandlung ausgesetzt sein zu müssen in der That wäre das nach unsern heutigen Begriffen mit der Würde eines Bürgers nicht vereinbar. Und keiner sollte nach der landes­herrlichen Verordnung von dieser Verpflichtung befreit sein, nicht Vermögen noch Stand davor schützen, nur ganz wenige waren ausgenommen; was Wunder, wenn man mit Kummer und Unwillen gehorsamte, eine gewisse hartnäckige Dickfälligkeit bei Ausführung der Befehle bewahrte und- so oft ein geringer Schimmer von Aussicht auf Erfolg winkte einfach strikte, um Zeit, Mühe und Geld zu sparen und die Gesundheit zu schonen.

Das umfangreiche Aktenstück im hiesigen Archiv reicht vom 1. Jan. 1652 bis zum 7. März 1769 und bietet in einzelnen Teilen so interessante Bei­träge zu diesem schmerzlichen Kapitel, dass es sich wohl der Mühe verlohnt, dieselben im Auszuge zusammenzustellen zu einem charakteristischen Bilde aus der guten alten Zeit.

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