Heft 
(1899) 8
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Kleine Mitteilungen.

Wränge. In derBrandenburgia (1898, S. 272 ) teilt Herr Geheimrat Friedei mit, dass Wränge an der märkischen Oder ein Ausdruck sei flir Schiffsrippe und für die Kippe des Menschen. Wie mir im Landvolke bekannt geworden ist, heisst die Wrän ge in der Mark auch die Kurbel oder der Schwengel, mit dem beim Pütt, wenn er sehrtief ist, der Eimer voll Wasser am Seil aufgewunden wird. Wränge nennt man platt auch die gebogene eiserne Kurbel, mit der die, ^fit in neuester Zeit bekannt ge­wordenen kleinen eisernen Ilandmühlen gedreht werden, die man irgendwo im Hause festschraubt, überhaupt die gebogene eiserne Kurbel oder Schwengel, mit der die Kader landwirtschaftlicher Maschinen gedreht werden. Das Zeit­wort w ran gen hört man auch für: rangen, wenn Kangen sich balgen. Auch wringen und wrangen, z. B.Die olle Jörenzucht, det muss sich och immer wringen und wrangen, für ringen und rangen, und der Name Rangen für ungezogene, wilde Kinder mag damit Zusammenhängen. Nagel-- wringe heisst platt in der Mark: der Bohrer. Wäsche wringen, besonders wtwringen heisst ringen, ausringen, d. h. durch Zusammendrehen das Wasser aus der Wäsche drücken.

Auch Sanders stellt rangeln, wrangen, ringen als gleichbedeutend zu­sammen. Ich hörte ganz vereinzelt auf dem Lande in der Mark: utjewr angelt für das übliche utjewraggelt, d. h. ausgewackelt, losgewackelt, z. B. vom Nagel in der Wand, wenn er durch Hin- und Herschlagen wackelig geworden ist. Ebenso sagt man: enen Päl loswraggeln, d. li. einen Pfahl los­rütteln. '

Schiller und Lübben (Niederdeutsches Wörterbuch) haben:wrangen = ringen, Wränge, f, ein gewrungenes, gewundenes oder gebogenes Ding. So heissen beim Schiffsbau gebogene Hölzer Wrangen, wie man Boden-, Deck-, Flur-, Spiegelwrangen hat. Als Pfianzenname: Winde ConvoJvulus sepiuni u. s. w. Sie führen noch mehrere Kräuter an.

Danneil (Altmärkisches Wörterbuch) weist auf das gotische vringan = drehen hin. W. v. Schulen bürg.

In derBrandenburgia, 1898, S. 326, teilt Herr Professor Dr. J ent sch eine Pestverordnung mit (gedruckt 1680 in Guben), worin es heisst:Früh und Abend sind frische Raulen auf Butterbrot ... zu gemessen, oder Enzian, Bibcniell, Olssnitz (zu wendisch Wolschownig) . . . Das Kraut Elsenic h, das auch nach heutigem Volksglauben des Spreewaldsgut für die Gesundheit ist, nach Bestimmung von Herrn Professor Ascherson Thysselinum palustre (L.) Mnch., heisst jetzt lausitz-serbisch (wendisch) wölsnik, wölsenik (von wolsa die Erle, Else). Auch Pfühl verzeichnetwölsnik Sumpfsilge, Thysellinum. Rstk. Sollfrische Kaulen der Pestverordnung heissen Rauten?

W. v. S.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteüungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin Bemburgerstrasse 14.