Heft 
(1899) 8
Seite
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1. ordentliche Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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aller Berliner Bäume, obwohl sie links der Spree im kölnischen Stadtwalde emporgesprosst, dann im Jagdgehege des Landesherren erwachsen, erst später fast unbemerkt ein Schmuck der Bannmeile, zuletzt ein solcher und eine wenn auch im Verborgenen grünende Celebritiit der Hauptstadt selbst geworden ist.

Aus Th. Fontane: Wanderungen durch die Mark Branden­burg, 8. Teil, 1878, S. 56 flg. entnehmen wir noch folgendes über die grosse Eibe:

Dieser unser Taxusbaum war vor 100 oder 120 Jahren eine Zierde unseres Tiergartens, der damals bis an die Mauerstrasse ging; als später die Stadt in den Tiergarten hineinwuchs, liess man in den Gartenstücken der nach und nach entstehenden Häuser einige der «schönsten Bäume stehen, ganz in derselben Weise, wie man noch heute verfahren ist, wo man die alten Elsen und Eichen vonKemperhof wenigstens teilweise den Villen und Gärten der Victoriastrasse belassen hat.

Unser Taxusbaum, Jahrhunderte lang ein Tiergartenbaum, wurde, ohne dass er sich vom Fleck gerührt hätte, in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein Gartenbaum. Noch etwa 20 Jahre später tritt der Baum aus seiner bis dahin dunklen Vergangenheit in die Geschichte ein.'

Zu Anfang dieses Jahrhunderts gehörten Haus und Garten dem General­intendanten v. d. Kecke, der öfters von den königlichen Kindern, zumal vom Kronprinzen, dem spätem König Friedrich Wilhelm IV., Besuch empfing. Der Kronprinz liebte diesen v. d. Reckeschen Garten ganz ungemein; es wurde ein bevorzugter Spielplatz von ihm, und der alte Taxusbaum musste herhalten zu den ersten Kletterkünsten des bekanntlich bis zur Ausgelassenheit heitern und lebhaften Knaben. Der Prinz (der spätere König) vergass den alten Eibenbaum nie.

Von allen Berlinern hat sich mit alten Taxusbäumen am meisten vielleicht beschäftigt Johannes Trojan, welcher, um berühmte Eiben aufzusuchen und zu messen, weite Reisen nicht gescheut hat. Beachten wir noch, was er in seinenKleinen Bildern (Minden i. W. 188(>) in dem AufsatzAlto Eibenbäume S. 58 flg. zur Sache äussert.

Die beiden Exemplare vom Eibenbaum, welche im Herrenhausgarten, Leipziger Strasse No. 3, stehen, bilden eine Sehenswürdigkeit Berlins, welche, wie ich glaube, von nicht vielen Fremden oder selbst Einheimischen in Augenschein genommen wird. Denn zu welchem Zweck auch sonst jemand nach Berlin fährt, auf den Gedanken, mitten in der Stadt alte Waldbäume aufzusuchen, wird nicht leicht ein Besucher der Kapitale Deutschlands kommen. Alte deutsche Waldbäume aber sind sie, und der ältere von ihnen darf dreist als das älteste aller lebenden Wesen in Berlin betrachtet werden.

Diesen (den älteren) Eibenbaum habe ich neuerdings gemessen und folgende Maasse gefunden. Der Stamm misst da, wo er den geringsten Umfang hat, nämlich in geringer Höhe über dem Boden, im Umkreise 1,56 m, wo er am stärksten ist, d. h. unter der Verästelung, 1,80 m. Die Höhe des Stammes beträgt 1,50 m, die Höhe des ganzen Baumes etwa 12,50 m. Der