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1. ordentliche Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
geknickt. Zur Vergleichung lege ich Ihnen, in von Gladenbeck naturgetreu gefertigter Nachbildung, einen Abguss des berühmten Briester Schwertes vor, welches in der Sammlung des Altertümer-Vereins zu Bandenburg a. H. verwahrt wird und das grösste Schwert aus unserer Provinz ist.*) Das Briester Schwert ist 90 cm lang und wiegt ohne die bronzenen neun Niete, welche man in Brandenburg später leider herausgenommen und anscheinend verloren hat, 980 gr. Das Kiesel-Schwert (vgl. die Abbildung) ist gefälliger gestaltet, hat 6 Niete und wiegt, bei
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80 cm Länge, 980 gr. Das Briester Schwert ist ohne Beigaben senkrecht unter 5—6 Fuss Torf in thonigem Boden steckend gefunden, eine Scheide hat es nicht gehabt. Dagegen ist das Rieselschwert, wie schon angedeutet, liegend gefunden. Dasselbe hat, wie deutlich ersichtlich, eine Scheide, wahrscheinlich aus Fell (Leder) und Holz gehabt. Auf diesem Rieselschwert zeigen sich deutlich eisenhaltige Niederschläge, so dass derjenige, welcher die in eisenhaltigem Sumpfboden sich abspielenden mineralogisch - chemischen Vorgänge nicht kennt, versucht sein möchte, zu glauben, dies Schwert habe in einer eisernen Scheide gesteckt. Der Vorgang aber ist vielmehr folgender gewesen. Bei der Verwesung organischer Substanzen, als Fell, . Leder, Holz, in eisenhaltigem, durch diese Substanzen angesaugtem Wasser entstehen neben der reichlich sich entwickelnden Kohlensäure organische Säuren, wie Quell-, Quellsalz-, Humus- und Huminsäure, welche das zu Eisenoxydul reduzierte Eisenoxyd lösen. Da es nun in Mooren, Sümpfen und Morästen bei uns niemals an solchen organischen Säuren fehlt, so wird von diesen und der Kohlensäure das Eisenoxydul gelöst, welches aber durch Sauerstoffaufnahme leicht in Oxydhydrat übergeht und sich als solches im vorliegenden Falle auf der Bronzeklinge fest niedergeschlagen hat.**) Dies Phänomen erschüttert also die Thatsaclie, dass diese Art Erzschwerter noch der reinen Bronzezeit angehören, in keiner Weise.
Dergleichen Einzelfunde von Bronzeschwertern, in festem Boden senkrecht eingebohrt, bei sehr weichem oder sehr hartem Boden wagerecht liegend, oder auf trocknem Gelände unter grossen Steinen häufig konstatiert, bezeugen, dass es sich hier um Widmungen handelt, die mit gewissen Vorstellungen des Volksglaubens Zusammenhängen mögen. Herrn Thomsen sei für seinen Eifer bei Bergung des schönen Fundstücks hiermit öffentlich gedankt.
*) Vgl. Verh. der Berliner Ges. für Antrop. V. 1873. S. 24 und Tafel VII.
**) Vgl. Emst Fischer: Die Versteinerungs- und Vererzungsmittel. 1891. (Progr. der V. Stdt. höh. Bürgerschule zu Berlin.) S. 20.