3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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Philologie, trat 1844 am Werdersehen Gymnasium zu Berlin als Lehrer ein, in welcher Stellung er zum Professor ernannt wurde. 1864 ward er Direktor des Gymnasiums zu Neu-Ruppin, 1872 an das Königliche Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Posen in gleicher Stellung berufen. Er sammelte schon als Student in der Mark und später überhaupt in Norddeutschland mit seinem Schwager A. Kuhn die Sagen, Märchen und Gebräuche und den Aberglauben dieser Gegenden aus dem Munde des Volkes selbst (von 1839—1849). Die Resultate dieser kulturhistorischen Wanderungen waren zunächst die „Märkischen Sagen“ (1843) und die „Norddeutschen Sagen“ (1848).
In der „Berliner ethnol. Zeitschrift“ v. J. 1875 erzählt er selbst in einem Aufsatz „Die neueste, durch die ethnologische Gesellschaft indirekt veranlasste Sagenbildung“ aus der Zeit der Wanderungen behufs Sammlung von Sagen folgende niedliche Geschichte, welche den Horizont des Volks charakterisiert:
„So sagte mir einmal ein sonst sehr verständiger Bauer in Boitzen- burg, als er Kuhn und mich bei einer Sagenwanderung, die uns. nach ca. 3 Jahren wieder nach Boitzenburg führte, wiedertraf und erkannte: „Ich habe Sie gleich wiedererkannt und dem Wirt gesagt: das sind die Herren, die die Welt herumreisen und hören, was sie überall für Sprachen sprechen und Geschichten erzählen, das ist nun 3 Jahre her, jetzt kommen sie wieder herum.“ Er hatte also in seiner Schule gelernt, 3 Jahre brauche man zu einer Reise um die Welt, und meinte nun in seiner naiven Weise, als er uns nach 3 Jahren wiedersah, wir wären inzwischen um die Welt herumgewandert und kämen so wieder nach Boitzenburg.“
Ausführlich hat sich Wilhelm Schwartz über denselben Gegenstand ausgelassen in dem Aufsatze: „Erinnerungen aus meinen Wanderungen in den Jahren 1837—1849“ in unserm „Archiv“. 1. Band, S. 143 flg.
Scliwartz’s Doktordissertation vom Jahre 1843 handelte de anti- (juissima Apollinis natura. 1850 schrieb er „Der heutige Volksglaube und das alte Heidentum“ (2. Auflage 18(12); — 1858 „Über die griechischen Schlangengottheiten“; — 1860 „Der Ursprung der Mythologie, dargelegt an griechischen und deutschen Sagen“; — 1864 „Die poetischen Naturanschauungen der Griechen, Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur Mythologie (ein Beitrag zur Mythologie und Kulturgeschichte der Urzeit) I. Sonne, Mond und Sterne“; — in den folgenden Jahren neben Aufsätzen mythologischen und kulturhistorischen Inhalts in Fleckeisen und Masius Jahrbüchern für Philologie und der Berliner ethnologischen Zeitschrift von Virchow i. J. 1878 „Der Ursprung der Stamm- und Gründungssage Roms unter dem Reflex indogermanischer Mythen“; 1879 „Der II. Teil der poetischen Naturanschauungen“, umfassend „Wolken und Wind“, „Blitz und Donner“. — Schriften päda-