3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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stellte ganz neue Aufgaben, die auf dem Wege praktischer Pädagogik und preussischer Zucht im deutschen Geiste überwunden sein wollten.“
Von 1882 bis 1894 wirkte der Verstorbene segensreich als Direktor des neubegründeten hiesigen Königlichen Luisen-Gymnasiums und erhielt kurz vor seinem Übertritt in den Ruhestand den Charakter als Geheimer Regierungs rat.
Alle freie Zeit, welche Wilhelm Schwartz neben seinem aufreibenden Berufe fand, widmete er zum grossen Teil der Pflege der Altertumswissenschaften. Auf dem Gebiet der Mythologie hat unser Schwartz trotz aller Anfechtung grosse Erfolge und Fortschritte zu verzeichnen. Ich fasse dieselben kurz in zwei Thesen zusammen. Für die allgemeine Mythologie der Indogerinanen und anderer Völkergruppen hat er den fruchtbaren Gedanken begründet, dass aller Götterglaube aus den Naturerscheinungen abzuleiten ist, wobei er namentlich den Gewittervorgängen, vielleicht mitunter in einer zu weit gehenden Einseitigkeit, den llauptanteil nachzuweisen bemüht gewesen ist. In Norddeutschland, speziell in unserer Mark, hat er ausserdem den niedern Götterdienst, der sich allein noch von der Heidenzeit unserer Vorfahren in abgeblasster Form im heutigen Volksglauben erhalten hat, an der Hand der Überlieferungen, der Gebräuche und Sitten, der Sprache in ihren Dialektformen, zuverlässig aufgefunden und dargestellt. Er stellte sich dabei in einen bewussten Gegensatz zu Jacob Grimm, der sich bemühte, die germanischen Götter, wie sie sich bei den Skandinaven bis zu der Zeit als sie Christen wurden in der Priesterschaft erhalten und dogmatisiert hatten, auch bei unsern norddeutschen Bauern und Hörigen wiederzutinden, wogegen nach Schwartz, hier schon zur Zeit des Heiligen Bonifacius kaum mehr die Rede sein kann von einer germanischen Götterlehre, die sich vielmehr bereits im Lauf der spätem Völkerwanderung bei der Christianisierung der Hauptstämme der Süd- Germanen zersplittert und zum Teil bereits aufgelöst hatte, während das in sich abgeschlossene, durch das Meer beschirmte skandinavische Nord- Germanien seine Götterlehre bis zum 10. und 11. Jahrhundert, also bis zur allmählichen Selbstauflösung gewissem]assen zu Tode philosophieren konnte.
Es ist unserm Schwartz nicht erspart worden, bezüglich seiner Theorien, zu denen auch die gehört, dass sich bei uns in der Völker- wandemngszeit zurückgebliebenes Germanentum durch die Slavenzeit hindurch bis heut erhalten habe, heftige Angriffe zu erfahren, die er aber mit Geschick zurückgewiesen hat.
Vor Jahr und Tag nahm er zur Abwehr unberechtigter Anfeindungen, die ihm in Bezug auf die germanischen Göttinnengestalten der Frau Harke und der Frick anlässlich seiner früheren Forschungen widerfuhren, noch einmal die Untersuchung dieser mythologischen