Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

kommen des Diluvial - Menschen bei uns geschwiegen, bis sich, ins­besondere seit dem Tode Beyrichs, welcher letztere berühmte palaeonto- logische Altmeister von palaeolithischen menschlichen Spuren selbst in England, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Österreich nichts wissen wollte, allmählich richtigere Vorstellungen über das zweifellose Vorkommen des Urmenschen selbst in unserer norddeutschen Tiefebene zu verbreiten beginnen.

Ich sehe demzufolge auch meinerseits gegen das gleichzeitige Vor­kommen des IIöhlen-Löwen zusammen mit dem Urmenschen in der Provinz Brandenburg an sich kein wissenschaftliches Bedenken. Nun höre ich, dass man an dem AusdruckHöhlen-Löwe bei uns Anstoss nimmt, weil in der Provinz Brandenburg mangels eigentlichen Gebirges auch keine eigentlichen Höhlen Vorkommen. Hierauf ist zu sagen, einmal dass wir nicht wissen, ob nicht noch im Pleistocän an manchen Punkten unserer Heimat Gesteinsmassive, z. B. die Rüdersdorfer Kalkberge und die Gipsfelsen von Sperenberg, erheblich in den Luftraum hineingeragt haben und Höhlen oder tiefe Spalten bildeten, in denen sich grössere Raubtiere verkriechen konnten, Gesteinserhebungen, die erst durch den wiederholten Gletscherschub vernichtet sind. Aber Felshöhlen sind für die Existenz so wenig des Löwen wie des Tigers oder des Bären not­wendig, alle drei Tiergeschlechter kommen auch in weiten Geländen ohne felsige Beschaffenheit heutigen Tags vor. Auch muss man nicht glauben, dass alle die Tiere, deren Gebeine in Gesteinshöhlen oder Gesteinsspalten des Diluviums ausgegraben werden, auch in diesen Hölilen und Spalten gelebt haben. Ihre Reste sind in der Mehrzahl der Fälle sicherlich dort hineingeschwemmt worden und haben sich unter der schützenden Gesteins­decke und den übergelagerten Thonen und Schlickmassen hermetisch gegen Atmosphärilien abgeschlossen, lediglich in Höhlen und Spalten besser erhalten, als in blossen, freien Sand-, Grand- und Kiesbetten. Nur deshalb findet man diluviale Reste vom Löwen und Bären' und von der Hyäne und vom Wolf in der Ebene seltener als z. B. in den wirk­lichen Gesteinshöhlen Westfalens, Thüringens, Braunschweigs u. s. f. Zweckmässiger dürfte es sein, wie man von einem diluvialen Urmenschen, einem diluvialen Urstier pp. spricht, so die Felis spelaeaUrlöwe zu benennen.

8. Über das Vorkommen des Hamsters in der Provinz Brandenburg habe ich in meiner SchriftDie Wirbeltiere der Pro­vinz Brandenburg, Festschrift für die 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Berlin, 2. Ausg., Berlin 1886, S. 62 folgende Angaben gemacht:Cricetus frumentarius Pallas. Hamster. Zemstar oder Semski pjas = Feldhund. Priegnitz, Jüterbog, Treuen- brietzen, Luckenwalde. Im Herbst 1884 schoss Dr. Reichenow ein