Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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schönes, altes Männchen, nach Schalow, bei Nauen. Von mir mehrmals auf dem Berliner Markt lebend gesehen.

Der vorgenannte Professor Dr. Nehring, Direktor des Zoologischen Museums der hiesigen K. Landwirtschaftlichen Hochschule, hat auch diesem sowohl biologisch wie in seinen Beziehungen zur Kultur des Menschen nicht uninteressanten Nager, der durch ein boshaftes Ge­bühren noch die Ratte übertrifft und sicli durch sein massenhaftes Ein­heimsen von Getreide als ein landwirtschaftlicher Schädling ersten Ranges darstellt, zum Glück aber in unserer Provinz als Seltenheit be­zeichnet werden kann, seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Es sei mir vergönnt, Ihnen ans dem Nehringsclien Aufsatz:Neue Notizen über die Verbreitung und landwirtschaftliche Bedeutung des Hamsters in Deutschland (Deutsche Landwirtschaftliche Presse, XXVI. Jahrgang No. 42, Berlin, 27. Mai 1891), S. 474) dasjenige mitzu­teilen, was sich auf unsere engere Heimat bezieht.

Was die Provinz Brandenburg anbetrifft, so war mir mitgeteilt worden, dass der Hamster in der Gegend von Berlinchen (Neumark) vor­komme. Diese Angabe hat sich aber als irrtümlich ergeben. Durch zahl­reiche Korrespondenzen, namentlich mit Herrn Opitz in Siede bei Berlinchen, konnte von mir festgestellt werden, dass dasjenige Tier, welches in dortiger GegendHamster oder Amsl er genannt wird, nicht der wirkliche Hamster (Cricetus), sondern die "Schermaus oder Wühlratte (Arvicola amphibius var. terrestris) ist. Ich konnte diese Feststellung um so sicherer machen, als mir zwei frischgefangene Exemplare, das eine von Herrn Opitz in Siede, das andere von Fräulein II. Ruhncke in Ruwen bei Berlinchen (letzteres unter freundlicher Vermittelung des Herrn Prof. Dr. P. Ascherson, hier) übersandt wurden. Das Exemplar von Ruwen wurde am 3. April d. J. unter der Stroh­unterlage einer Erbsmiete erschlagen; es hatte in seiner Wohnliöhlc viele Erbsen (einen grossen Beutel voll) aufgespeichert. Die Leute nannten es Amster und versicherten, dass diese Art öfter beiMieten beobachtet würde. Thatsächlich ist es ein starkes Exemplar der oben genannten Wühl - ratte, die ja, wie bekannt, ähnlich dem Hamster gewisse Vorräte zusammen­trägt, in ihrem Aussehen aber von diesem stark abweicht. Auch das von Herrn Opitz übersandte, am 15. März getötete Tier ist ein starkes Exemplar der Wühlratte, was übrigens Herr Opitz schon richtig erkannt hatte; letzterer fügte hinzu, dass diese Art in dortiger Gegend grossen Schaden anrichte und ansehnliche Vorräte von Getreide oder Wurzelwerk zusammenschleppe.

Nach einer gefälligen Mitteilung des Herrn Vorsitzenden des Landw. Vereins zu Königsberg in der Neumark kommt der echte Hamster auch dort nicht vor, fehlt also offenbar im östlichen Teile der Provinz Brandenburg.*)

Dagegen scheint er im westlichen Teile der Provinz Brandenburg ziemlich verbreitet zu sein und während der letzten Zeit an Terrain gewonnen

*) Der östlichste Bezirk der Provinz Brandenburg, in welchem ich bisher den Hamster feststellen konnte, ist die Gegend von Oderberg.