Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

zu haben. Herr Gutsbesitzer Hans Kofahl in Zernikow bei Glöwen an der Berlin-Hamburger Bahn schreibt mir, dass nach Angabe seines Vaters früher bei Zernikow keine Hamster vorgekommen seien; vor 18 Jahren habe man zum erstenmal einen (vereinzelten) Hamsterbau ausgegraben, in den fol­genden Jahren einige weitere. Seit etwa 10 Jahren sei die Vermehrung der Hamster dort eine deutlich bemerkbare. Auf der Feldmark von Zernikow (400 ha) seien jetzt ca. 50 Hamsterfamilien vorhanden. Auch in der Nach­barschaft werde über Hamster geklagt.*) Zernikow sei seit 20 Jahren drai- niert, und es werde viel intensiver als früher gewirtschaftet. Herr Kofahl fügt noch die interessante Beobachtung hinzu, dass dort seit etwa 7 Jahren die Zwergmaus (mus minutus) in Hafer- und Weizenschlägen zahlreich aufgetreten sei, während die gewöhnliche Feldmaus (Arv. arvalis), welche früher sehr häufig gewesen, stark abgenommen habe. Möglicher­weise hänge letzteres mit der vermehrten Anwendung von Chilisalpeter und Superphosphat zusammen; wenigstens werde es von manchen anderen Land­wirten der dortigen Gegend behauptet.

Herr Rittergutsbesitzer Dr. W. v. Dallwitz schreibt mir über die Prignitz, dass dort der Hamster in geringer Zahl an vielen Orten vorkomme. Bei Tornow, dem v. Dallwitzschen Rittergute, würden einige Hamsterbaue in jedem Jahre seit langer Zeit beobachtet, ebenso auf der Feldmark des Gutes Brunn (Kreis Ruppin) und in der Umgebung der Stadt Kyritz. Ein massen­haftes Vorkommen des Hamsters sei in der Prignitz bisher nicht festgestellt.

Zu Herrn Nehrings Bericht füge ich noch hinzu, dass mir kürzlich der um die naturgeschichtliche Erforschung der Uckermark eifrig be­mühte Lehrer Herr Kortkampf zu Oderberg i. d. Mark mitteilte, wie vor etwa 5 Jahren ein Hamsterbau und eine einzelne Hamsterfamilie auf der Gemarkung Neuendorf nahe der Feldmark des dem Joacliims- thalschen Gymnasium gehörigen Amt Neuendorf, etwa eine Meile nördlich von Oderberg entdeckt wurde. Ich habe dies Gelände unlängst besucht. Was Nehring vom Hamster sagt:Er liebt überall trocknen, lehmig­sandigen Boden mit Lehm im Untergründe, trifft hier zu: oben dena­turierter oberer diluvialer Sandmergel, der im Untergründe lehmiger wird und Höhlenbauten, wie sie der Hamster liebt, wohl zulässt. Die Tiere sind von einem Förster erlegt worden, zum Teil haben sie sich auf Nimmerwiedersehen verzogen. Einen Ackersmann, der beim Pflügen auf den Bau stiess, sprang ein erwachsener Hamster fauchend an und versuchte zu beissen. Während schon dies dem von mir vorhin skizzierten jähzornigen Temperament des Hamsters entspricht, kann es nach den genauen Schilderungen des Herrn Kortkampf, der die Tiere selbst ge­sehen , keinem Zweifel unterliegen,. dass es sich nicht etwa um die Wühlmaus, sondern den richtigen Hamster gehandelt hat. Namentlich die beobachteten weissen Flecken im Fell an den Oberarmen und an den Seiten bei tiefschwarzer Brust passen durchaus auf unsern typischen

*) Vergl. meine Angaben imArchiv f. Naturgesch. 1894, I., S. 21.