Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

Ich halte auch folgenden Ausspruch Wittmacks als völlig ein­leuchtend:Die Hauptfrage nach dem Alter der Bäume kann immer noch nicht endgültig entschieden werden. Ein Zählen der Jahresringe der abgeschnittenen Aststümpfe und daraus Berechnung der Jahresringe des Stammes ist, wie Conwentz bemerkt, nicht zulässig, da die Jahres­ringe des Astholzes im allgemeinen enger sind als die des Stammholzes.

Ich füge hinzu, dass die Aste und Zweige auch allemal jünger sind als der Hauptstamm und dass gerade bei der Eibe die Differenz Jahr­hunderte in einzelnen Fällen betragen kann.

Nach dem im Hohenzollern - Museum im Original, im Berliner Magistrats - Archiv in genauer Kopie, befindlichen grossen Plan von La Yigne vom Jahre 1685 ist hier wie in der Gegend nach Schöneberg und dem botanischen Garten Bruchland verzeichnet; darunter hat man feuchten Wiesengrund mit einzelnen Baumgruppen und stellenweis dichtem Erlen- und Espengehölz zu verstehen. In solchem aber finden sich die wilden Eiben gern vor und gedeihen hier, sobald sie nur Schatten gemessen können, ganz vorzüglich. Auf ähnlichem Boden stehen in der nordöstlichenWildnis der Park- und Gartenanlagen der ursprünglichenLietzenburg, im jetzigen Charlottenburger Schloss­garten die prächtigen Eibenbäume. Diese Anlagen sind 1694 begonnen nach den Plänen des berühmten Le Nötre, anfänglich unter Leitung des eigens aus Paris verschriebenen Gärtners Simeon Godeau. Aus dieser Zeit stammen die Taxusbäume, welche auf schattigem, bruchfeuchtem Wiesengrund prächtig gediehen sind, seit Jahrzehnten aber sehr langsam sich entwickeln, weil der Charlottenburger Schlossgarten aus gesundheit­lichen Rücksichten sehr viel trockner als früher gelegt worden ist.

Eine weitere Eigenschaft der Eiben ist ihre im wesentlichen wage­rechte Bewurzelung; sie gehen nicht mit starken Pfahlwurzeln tief in die Erde. Das hat sich beim Abgraben und Unterfangen der Herrenhaus- Eiben deutlich gezeigt. Hätten sie tiefe Pfahlwurzeln gehabt, so wäre eine Abgrabung unmöglich gewesen oder man hätte die Pfahlwurzeln in der Tiefe absägen müssen, was die Bäume getötet haben würde.

Alle flachwurzelnden Nadelholzbäume haben eben wegen ihrer Flachwurzelung die Neigung,Senker zu bilden, d. h. Zweige auf den Boden zu legen, die Wurzelknospen treiben und sich in gegebenen günstigen Fällen zu eigenen Bäumen entwickeln können. Dies gilt recht eigentlich von den Eiben. Ich habe dies bereits in einer Anmerkung zu meinen Mitteilungen am 19. v. M. gesagt und finde eine Bestätigung dafür in einem AufsatzNeue Beobachtungen über die Eibe, besonders in der deutschen Volkskunde, welcher sich, anlehnend an einen Vortrag von Conwentz, in derNaturwiss. Wochenschrift vom 28. d. M. befindet, vgl. S. 256.