Heft 
(1899) 8
Seite
139
Einzelbild herunterladen

3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

139

Diese Umstände stellen mit der Lage der unter der grossen Eibe gefundenen Mauerstein- und Kalkstein-Reste in keinem Widerspruch, im Gegenteil wird der Sachverhalt dadurch befriedigend aufgeklärt.

Es sind drei auf das vorige bezw. das laufende Jahrhundert zu verteilende Phasen a, b und c in der Nachbarschaft der grossen Eibe zu unterscheiden. a) Es wird im 18. Jahrhundert Mauerwerk nahe der grossen Eibe errichtet, welches die Entwickelung derselben über und unter der Mauer zurückdrängt. b) Die Mauer wird abgebrochen, in der Tiefe bleiben aber davon Fundamentreste stehen; die Eibe hat nunmehr wieder etwas mehr Spielraum erlangt, ilme Wurzeln fangen an sich wieder seitlich nach der Richtung der früheren Mauer zu auszu­dehnen, in dem Boden, welcher nach Abbruch der Mauer verfällt und aufgehöht ist und worin sich Kalkstein- und Ziegelbrocken, auch Klamotten befinden. c) Beim Aufgrabeu der WTirzeln der Eibe im Jahre 1894 zeigt sich, dass dieselben teilweise in den seit Abbruch der Mauer freigewordenen, unter b) geschilderten Raum, über den in der Tiefe verbliebenen seitlich und ziemlich wagerecht vorgedrungen sind. Die Eibe steht seither unbestreitbar zum Teil allerdings über relativ modernem Mauerwerk und es gewinnt hierdurch den irrtümlichen An­schein, als sei die Eibe jüngeren Datums wie die Mauer selbst. Dies muss aber als unerwiesen und unwahrscheinlich abgewiesen werden; jedenfalls kann aus dem geschilderten Umstande ein Argument wider das hohe Alter mindestens der grossem der beiden Eiben in keiner Weise abgeleitet werden. Andrerseits geben wir selbstredend zu, dass eine genaue Altersbestimmung der Eibe erst dann, wenn man den Hauptstamm durchschneidet und die Jahresringe zählt, möglich ist.

Herr Geheimer Baurat Schulze und die Kgl. Gartenverwaltung haben sich, wie auch wir dankend anerkennen, die grösstmögliche Mühe zur Erhaltung der Taxus-Veteranen gegeben. Seit ihrer Versetzung sind sie mit hohen Sonnenkulissen versehen worden. An der Südseite der beiden ehrwürdigen Bäume hat man je ein haushohes Gestell aus hölzernen Stangen errichtet und dessen Zwischenräume mit Packleinen überspannt. Die so hergestellte Schutzwand umgiebt die Sonnenseite der Bäume nach Art einer spanischen Wand und überragt die Wipfel der beiden Eiben. Die Kulissen haben den Zweck, die Sonnenstrahlen von den neuver­pflanzten Bäumen abzuhalten, da man von dem Einfluss der Hitze schädliche Wirkungen auf das Gedeihen der Bäume fürchtet. Ähnliche Schutzwände hat man schon mehrfach bei älteren versetzten Bäumen angebracht. Das aufgespannte Tuch ist so zäh als nötig, um dem Winde Widerstand zu leisten, andererseits aber weitmaschig genug, um die Luft durchzulassen. Bei eintretender Hitze hat man ausserdem die Absicht, das Tuch zu besprengen, um den Bäumen auf diese Weise Feuchtigkeit zuzuführen. Die Versetzung scheint den Bäumen gut zu bekommen. Sie

10 *