Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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20 Fuss zu schlitzen. Eine Messung des Stammumfanges ergab 88 cm, was bei einem so anerkannt trägwüchsigen Vegetabil schon auf ein erkleckliches Alter schliessen lässt.

Ihre Seltenheit macht diese Eibe als Relikt einer längst entschwundenen Vergangenheit sorgfältiger Erhaltung würdig und sie wird unserer entschieden baumfreundlichen städtischen Verwaltung behufs solcher angelegentlichst empfohlen werden.

Pommern hat sich der Spontanität des Taxus günstiger als die Mark erwiesen, obwohl auch hier nur Reste einstiger Häufigkeit übrig geblieben sind. Noch besitzt ihn die buchenreiche Halbinsel Jasmund, ein Teil von Rügen; der Dars, weiter westlich, allein noch in Gestalt gewaltiger, im Walde verrottender Stubben. Auf eine andere Stätte wahrscheinlichen früheren Vorkommens macht uns die schöne Litteratur aufmerksam. Spielhagen, die kleinere nordwärts vom Ausfluss der Peene gelegene Insel Rüden schildernd, sagt in seiner Novelle Faustulus, alle dortigen Gärtchen seien von niedrigen Taxushecken eingehegt. Nun liegt zu Tage, dass die dort ansässige ärmliche Fischer- und Lotsenbevülkerung nicht bei Späth oder Lorberg gekauft haben werde. Sie nahm und benutzte eben, was sich ihr als nächstes wildwachsend darbot; zwar ist dieses Rüden eine Dünenscholle, allein die Natur konnte sie ursprünglich ebensogut Eiben tragen lassen, als dies auf der schwedi­schen Ostsee-Insel Sandöe bei Gothland erwiesenermassen der Fall ist. Wo nicht, so müssen jene ihr Heckenmaterial von Mönchgut, dem nächsten Lande, herübergeholt haben. Jetzt ist auch hier kein wilder Taxus mehr aufzufinden.

11. Berlin, Leipziger Platz No. 14. Zwei von unserm Mitglied Bartels aufgenommene Photographien des unserm Mitglied Dr. Carl Bolle gehörigen Hauses Leipziger Platz No. 14, Typus eines behäbigen Bürgerhauses aus den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts. Das eine Bild giebt die schlichte Fassade; Besonders aber mache ich auf das Hinterhaus und den Garten aufmerksam, welcher von der Voss-Strasse aus aufgenommen ist, wobei zu beachten, dass hier ein ganz schmaler Streifen, eine sogenannte Maske, vorliegt, welche Herrn Bolle nicht gehört, vielmehr sich in anderweitigem Besitz befunden hat, bis beides, das Bollesche Grundstück und die Maske, ersteres für 900 000 Mark, von der Direktion der grossen Berliner Strassenbahngesellschaft erworben worden ist. Das zweiterwähnte Bild ist von eigenartiger Schönheit, Schlinggewächse ziehen sich hoch am Mauerwerk hinan, der Garten ist auch sonst, ein Zeugnis gereiften gärtnerischen Verständnisses und der Liebe für die edle Pflanzenwelt, mit herrlichen und seltenen Gewächsen geschmückt. Schade, dass diese ganze vegetative Pracht vom 1. April 1900 ab verschwinden und einem prosaischen Dienstgebäude der genannten Gesellschaft Platz machen wird. So verschwindet ein Stück floristischer Poesie nach dem andern leider aus dem Innern Berlins.

12. Nach dem Sparrenlande richtete sich unter meiner Leitung am 14. Mai d. J. eine Exkursion des Märkischen Museums, an welcher