3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
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und sein Wappen trägt. Die Inschrift derselben lautet: OTTO CHRISTOF VON SPARR IHRO CHURFUERSTLICHEN DURCHLAUCHTIGKEIT ZU BRANDFNBURCII GEHEIMTER KRIGS RAIIT GENERAL FELD ZEUGMEISTER OBER COMMENDANT UBER DERO UESTUNGEN UND OBR1STER ZU FUSS. — An den Kirchturm selbst knüpft eine Sparrsche Tradition an. Derselbe ist ganz aus Faclnverk erbaut, und der Sage nach deshalb, weil die Bauern beim Bau die Steinlieferung, der Feldmarschall dagegen die Holzlieferung übernommen hatte; um selbst zu sparen, haben die spitzbübischen Bauern so viel Holz wie möglich in den Turm hineingebaut. Solch ein vom Erdboden bis zum Dache aus Fach werk erbauter Kirchturm gehört zu den Seltenheiten. In der Kirche selbst findet sich keine Erinnerung an den Feldmarschall oder überhaupt an die Sparrsche Familie — ein grellbemalter Schnitzaltar, ein interessanter Kronleuchter, zwei kunstvolle bronzene Altarleuchter und ein Messingtaufbecken sind die einzigen der Erwähnung werten Stücke des schmucklosen, weissgetünchten Innenraumes. Der Feldmarschall liegt in der Marienkirche zu Berlin begraben und ausser ihm sind auch noch andere Mitglieder seines Geschlechts in dein mit einem prunkvollen Marmorepitaph geschmückten Erbbegräbnis beigesetzt. Dieser Umstand mag mit dazu beigetragen haben, dass man sich des Alten in Prenden so wenig erinnert.
Ausserdem scheints mit der Heimatskunde in Prenden sehr zu hapern, sonst würde man dies oder jenes Faktum aus dem Leben des Feldmarschalls doch wissen, denn Otto Christof von Sparr hat im brandenburgischen Kriegswesen eine hervorragende Rolle gespielt: er ist der Mitbegründer eines stehenden Heeres unter dem Grossen Kurfürsten gewesen und hat besonders die Artillerie und das Festungswesen sehr vervollkommnet. Im Jahre 1605 wurde er zu Lichterfelde als Sohn des Freiherrn Arndt von Sparr und seiner Gemahlin Emerentia von Seestedt geboren und verlebte seine Jugend vorzugsweise in Prenden. Wie so mancher Märkische vom Adel in damaliger Zeit nahm auch Otto Christof bei den Kaiserlichen Dienste und so kämpfte er gegen sein Heimatland, besonders als kaiserlicher Oberst und Kommandant von Landsberg a. Warthe scheint er die Märker arg geplagt zu haben. Im Jahre 1649 unternahm er als Generalkommandeur des Westfälischen Kreises einen Zug gegen Lüttich und zwei Jahre später steht er in brandenburgischen Diensten als Kriegsrat, Gouverneur von Kolberg und Oberbefehlshaber aller Festungen in kurfürstlichen Ländern, mit Ausnahme von Preussen und der Kurmark. Zunächst widmete er sich der Neugestaltung des Heeres, namentlich der Artillerie, und der stärkeren Befestigung verschiedener Festungen. Im schwedischen-polnischen Kriege pflückte er seine ersten Lorbeeren im Dienste des Kurfürsten, durch die dreitägige Schlacht bei Warschau ist sein Name zu hohen Ehren gekommen, und