Heft 
(1899) 8
Seite
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

Der grosse Burgwall liegt im Norden der Stadt zwischen der Dosse und dem Mühlengraben und zeigt nur eine müssige Erhebung, er ist nicht zugänglich, da er mit Gärten bepflanzt ist. In der schwärzlich-grauen Erde finden sich viele slavische und mittelalterliche Gefässreste, auch einige im Feuer gewesene Wildknochen. Ähnliche Belagstücke wurden auf dem kleinen Burgwall, einem Wiesenplan jenseits des Grabens, aufgelesen und bestätigten die Annahme, dass sieh hier am Ufer der Dosse, welche früher südlich von beiden Stellen entlang floss, eine slavische Ansiedlungs­stätte befunden hat. Der kleine Burgwall wird als solcher schon 1744 im Stadtinventar aufgeführt.

Der Rückgang zur Stadt erfolgte durch die Domstrasse, wo Herr Alt­richter auf ein altes unansehnliches Fachwerkhäusehen aufmerksam machte, das früher als Kaserne für einige der in Wusterhausen stehendengelben Reiter benutzt wurde. Die Leute wurden des Nachts dort eingeschlossen, so dass ein Desertiren bei den kleinen Fenstern gänzlich ausgeschlossen war. (Diegelben Reiter, ein Kürassierregiment, lagen zur Zeit Friedrich Wil­helms I. in Perleberg, Kyritz, Neustadt und Wusterhausen in Garnison.) Aus Fachwerk sind übrigens die meisten Häuser der Stadt erbaut, aber nur schlicht und einfach, ohne Verzierungen an den Thür- oder Giebelbalken, höchstens hier und da ein frommer Spruch oder eine Inschrift, die an den grossen Brand von 1758 erinnert. Diese Feuersbrunst war viel umfangreicher als die anderen, welche die Stadt in den Jahren, 1637, 1679 und 1811 heim­suchten, sie legte das ganze Stadtviertel von der Kirche bis zum Kampehler- Thor und das Rathaus in Asche, nur die Kirche blieb verschont. Apht Jahre & später allerdings schlug der Blitz in den Kirchturm, der vollständig nieder­brannte, die Kirche selbst litt aber keinen Schaden und stellt sich infolge­dessen noch in den Formen dar, in denen sie 1474 erbaut wurde. Das drei- schiffige Langhaus mit polygon abgeschlossenem Chor zeigt schöne Kreuz­gewölbe, die im Predigtraum auf viereckigen, im Chore auf gegliederten Pfeilern ruhen; eine Inschrift im Chor anno domini MCCCCLXXIV giebt das Jahr der Erbauung an. Das Innere ist mit Altertümern fast überladen und die Art und Weise, wie diese in den Seitenschiffen und im Chore unterge­bracht sind,' übt gerade keinen schönen Eindruck auf den Besucher aus. Entweder sind sie so versteckt aufgestellt oder angebracht, dass man sie nur mit Mühe betrachten kann, oder so übereinander gehäuft, dass ihr An­blick die Erinnerung an ein Antiquitätengeschäft hervorruft. Verständige Aufstellung und teilweise Erneuerung einzelner Gegenstände würde sicher zur Verbesserung des Gesammteindrucks beitragen. Die Wirkung des grossen von Rode gemalten Altarbildesder ungläubige Thomas, mit der Überschrift Ich bins selber, das zwischen zwei Pfeilern des Chors eingefügt ist, wird durch blaue, an die Pfeiler gepinselte Portieren sehr beeinträchtigt, die Ma­lereien an den Brüstungen des Nordchors und des Orgelchors kommen nicht zur vollen Entfaltung, da sie zu versteckt sind, das Kruzifix vom Triumph­bogen, das hinter dem Hochaltar hängt, würde an anderer Stelle auch besser wirken u. s. f. In der mit Kreuzgewölben überspannten Taufkapelle an der Südseite steht ein alter Taufstein mit mächtiger Taufschüssel aus Messing, in der Sakristei auf der Nordseite befinden sich verschiedene interessante