Heft 
(1899) 8
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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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Gegenstände: Abendmahlsgeräte aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ein Geld­kasten mit schönem Eisenbeschlag und ein Hängeleuchter aus dem Geweih eines Zwölfenders vom Jahre 1565. Die Aussenseite des aus Granitquadern und Ziegeln errichteten Gotteshauses hat mannigfache architektonische Schön­heiten aufzuweisen, so an der Nordseite ein Spitzbogenportal mit Säulchen und zierlichen Laubkapitälen, am Turm hübsche Friese und an der Südseite einen reichgcgliederten Staffelgiebel über der erwähnten Taufkapelle, auf dem ein Storchnest thront. Ausserdem sind in den Ziegeln viele und deut­liche Schleifrillen und Kundmarken vorhanden, namentlich an einem Strebe­pfeiler der Südseite. Leider entbehrt das stattliche Gotteshaus eines wür­digen Turmes, denn der an Stelle des 1758 eingestürzten Baues errichtete hölzerne Glockenturm passt eher für eine Dorfkirche, wie für diese Kirche. Der Magistrat soll bereits einmal die Absicht gehabt haben, einen neuen Turm zu errichten, der mit dem Bau beauftragte Zimmermeister hatte aber das gelieferte Holz so verschnitten, dass es nicht mehr zu jenem Zwecke zu benutzen war und vom Stadtkämmerer angekauft wurde, der sich ein Haus am Markt davon baute.

Durch das Kyritzer Thor verliessen die Teilnehmer der Wanderfahrt die Stadt und begaben sich am Ostufer der langen Seenkette zunächst nach dem Dorfe Bantikow. Die Gegend an dem Schützen-, Klempow- und Bantikow- See ist sowohl landschaftlich wie geschichtlich interessant, da sich hier im Thal der östlich fliessenden Dosse zahlreiche Spuren prähistorischer und slavischer Wohnstätten vorflnden. Es ist hier nicht der Raum näher auf diese Spuren einzugehen, zumal auf der Exkursion nur an einer Stelle flüchtige Nachgrabungen angestellt wurden, in einer Sandgrube hinter dem Schützensee, wo Brandschichten, Knochenteile und einige germanische Scherben aufgefunden wurden. Im Dorfe Bantikow jst" nichts von Be­deutung vorhanden, die Kirche ist einfach, das Innere-'derselben schmucklos, die Häuser niedrig und verwittert. Die Lage des Dorfes dagegen ist sehr hübsch, vom erhöhten Ufer bietet sich ein reizender Ausblick auf die Seenkette und die kleine Insel des Untersees. Diese Insel war das nächste Ziel der Exkursion: auf derselben hat sich eine slavisclie Wohnstätte befunden) wie zahlreiche Gefässscherben in der schwärzlichen Bodenschicht der Insel ergeben haben. Auch bei dem letzten Besuch wurden Ausgrabungen ver­anstaltet, welche viele Bruchstücke von Urnen zu Tage förderten, die meisten mit schönen Verzierungen, ausserdem stellte der Besitzer des Inselrestaurants, Herr Rolla, dem Museum eine grosse Anzahl von Altertümern, die er aus­gegraben hatte, zur Verfügung. Nach kurzem Aufenthalt setzte man nebst den Herren aus Kyritz, welche mit Herrn Bürgermeister Rünger zur weiteren Führung eingetroffen waren, nach dem anderen Ufer über und schlug durch den Wald den Weg nach der Stadt ein. Bald wurden die beiden Türme der Kirche und das kastellartige Rathaus sichtbar und kurze Zeit darauf hatte man die Jägelitz erreicht, welche bei Kyritz vorüberfliesst. Zunächst wurde der Kirchhof mit seinen alten Denkmälern besichtigt, dann ging es zum Rathaus, wo die kleine Sammlung städtischer Altertümer in Augenschein genommen wurde. Sie ist erst im Entstehen begriffen, daher nur von ge­ringem Umfang, und enthält ausser einigen prähistorischen Gefässen und