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3. (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
Knochengeräten, die im Weichbilde der Stadt gefunden wurden, Waffen und Uniformstücke der in Kyritz früher garnisonierenden Truppen, alte Druckwerke, Urkunden und Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt. Das Paradestück der Sammlung ist das Bassewitz-Schwert, ein breites Schlacht- schwert mit Parierstange und bimförmigem Knauf, welches die Kyritzer anno 1403 dem Kitter von Bassewitz abgenommen haben. Dieser mecklenburgische Edelmann, welcher bereits 1381 vergeblich versucht hatte, Kyritz zu erobern, unternahm im genannten Jahre eine neue Belagerung und liess einen Minengang anlegen, um so in die Stadt einzudringen. Der Anschlag wurde aber verraten, und als der Bassewitz sich in der Mitte der Stadt aus der Erde emporarbeitete, empfingen ihn die Kyritzer und schlugen ihn todt. Zur Erinnerung an die glorreiche Abwehr dieser Belagerungen wurde noch bis in die jüngste Zeit am Montag nach Invocavit das Bassewitzfest in Kyritz gefeiert. Von der starken Befestigung der Stadt, von der dreifachen Umwallung ist fast nichts mehr vorhanden. Die Wälle wurden schon um das Ende des 18. Jahrhunderts in Gärten verwandelt, die Mauer liess man verfallen und benutzte das Material zu anderen Bauten, zur Zeit sind nur einige derselben in der Nähe des Rathauses und beim ehemaligen Kloster zu finden. Das Hauptgebäude dieses Klosters, das den Franziskanern gehörte, ist noch erhalten, die Hintergebäude, der Kreuzgang und die Klosterkirche sind dagegen verschwunden. Von letzterer, die zu Büschings Zeiten, der 1779 Kyritz besuchte, noch vorhanden war, ist nur ein Pfeiler mit Kapital und Resten eines Kreuzgewölbes erhalten; dieses Ueberbleibsel zeigt indess, dass die Kirche in schönen Formen erbaut gewesen sein muss, und es ist zu bedauern, dass man sie so leichtfertig verfallen liess. Der Besitzer des Klostergebäudes, Herr Richter, machte hier den freundlichen Führer.
Vom Kloster begab man sich nach dem Schützenplatz, wo ein Kriegerdenkmal und das zum Andenken an die von den Franzosen 1807 erschossenen Kyritzer Schulz und Kersten errichtete Denkmal stehen, dann ging es in die Stadt zurück zur Besichtigung der Kirche. Diese, ein dreischiffiger Hallenbau aus Feldsteinen und Ziegeln erbaut, zeigt im Innern prächtige Formen der. Kreuz- und Sterngewölbe und lässt den Mangel an anderer künstlerischer Ausführung ganz vermissen. Ein neues Altargemälde, die Auferstehung und ein Sandstein-Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert, ferner zwei Renaissance-Chorstühle sind der einzige Innenschmuck des Gotteshauses. Die Grundmauern und der Chor sind alt, das obere Mauerwerk und der Westgiebel mit seinen beiden Türmen stammt aus dem Anfang dieses Jahrhunderts. Die Kirche wie auch die Stadt selbst hat mannigfache Schicksale erduldet, namentlich hat die Chronik mehrere Belagerungen und zahlreiche Brände zu verzeichnen.“
Zur Illustrierung dieses Berichts lege ich eine grössere Anzahl von Photographien vor, welche der Sohn des vorgenannten Herrn Rolla, Photograph in Wusterhausen a. D., aufgenommen hat.
15. In Neu-Ruppin und Umgegend hielt ich mich mit unserin Mitglied Herrn Hermann Maurer über Pfingsten am 20. bis 22. Mai auf.