150 3- (2. ordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
jetzigen „Akademischen Bierhallen“ waren damals eine Schmiede und gegenüber war ein Zimmerhof. Die Häuser an der Bauhofgasse No. 1 und 2 waren in gerichtlicher Verwaltung, No. II und 4 Königliche Kohlen-Schauer, No. 5 und 6 waren militärische Gebäude und No. 7, jetzt Stadtrat Kochhann gehörig, gehörte einem Gipsbrenner. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand hinter dem Bauhof das „Gesellschaftshaus“, c) Ein charakteristisches Bild eines bürgerlichen Hauses aus dem 18. Jahrhundert geben noch 2 Häuser auf der rechten Seite der Prenzlauer Strasse, namentlich das als „Goldenes Lamm“ durch das entsprechende Wahrzeichen bekannte Schlächterhaus, von dem hier eine Aufnahme aus den 1870er Jahren und eine von diesem Jahre vorliegt.
2. Vor einigen Wochen war in den Zeitungen über den Fund einer geheimnisvollen vermauerten Kammer berichtet worden, die beim Abbruch der Häuser zwischen der Nikolaikirche und der Spandauerstrasse geöffnet worden sei. Es war dabei die Rede von Druckplatten mit Ansichten von Berlin aus dem 16. Jahrhundert und Reporter-Phantasien sprachen auch noch von anderen lokalgeschichtlich wichtigen Funden. Als ich der Sache nachspürte, ergab sich nach Versicherung des Abbruchsunternehmers, dass eine solche vermauerte Kammer gar nicht gefunden sei und dass nur 4 Holzklötze mit Schnitzwerk vorgefunden worden sind, die aber gestohlen sein mussten, da sie aus der Bauhütte verschwunden wären. Nur ein vom mittelalterlichen Nikolaikirchhof liei-rührender Schädel, ausgesprochen brachycephal, bildete die einzige erhältliche Fundausbeute. Nachträglich sind nun von dem Abbruchsunternehmer, Herrn Jacobus, 2 von den Holzklötzen ermittelt und dem Märk. Museum übersandt. Es stellt sich, wie Sie sehen, heraus, dass es geschnitzte Gussformen für sehr leicht schmelzbaren Metallguss sind und zwar für flache Zierstücke zu Särgen oder zu anderen ornamentalen Zwecken. Nach den Kunstformen wie nach der Beschaffenheit des Holzes dürften die Stöcke aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herrühren. Wie nachträglich Herr Lackowitz mitteilt, rühren die Gussformen aus der Spandauerstrasse 86 seit 100 Jahren betriebenen Zinn- giesserei der Firma E. A. Lentz her.
Herr Buchholz macht noch kurze Mitteilung über die auf den 18. Juni festgesetzte feierliche Enthüllung des Brunold-Denlcmals in Joachimsthal und ladet zur Beteiligung an dem zugleich eine Fahrt auf dem Werbelliu-See und Besichtigung des Jagdschlosses Hubertusstock einschliessenden Festprogramm ein.
C) Herr Dr. Otto Pniower: „Heinrich von Kleist und Berlin“. Wir hoffen, den Vortrag in erweiterter Form später bringen zu können.