154
4. (2. ausserordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
entlang geführt ist, so dass man unter sich den Brieskowschen See, dicht bedeckt mit Flosshölzern, liegen sieht. Das Oderthal hat sich allmählich wieder verbreitert, so dass der gegenüberliegende Ilöhenraud des Sternberger Plateaus nur undeutlich erscheint. Neben Brieskow ist der südlichste Vorsprung der Lebuser Hochfläche erreicht. Die Bahn überschreitet hier den Anfang des Berliner Thals, d. h. jener Kinne, welche das Oderthal mit dem Spreethal verbindet. In dieser Rinne ist noch eine zweite eingesenkt, welche den alten Friedrich Wilhelms-Kanal und die Schlaube beherbergt. Während der Bahnkörper in dem Niveau der Hauptrinne liegt, ist er auf einer Brücke über die zweite hinübergeführt. Die Böschung des unteren Thaies ist überall deutlich ausgeprägt. Auffallender Weise bildet das höhere Thal eine mehrere Kilometer breite Terrasse neben dem Lieberoser Plateau. Auf ihr liegt der Eisenbahnkörper zwischen Finkenherd und Läwitz und in ihr ist der neue Oder-Spreekanal eingegraben worden. Aus dem Fenster sieht man auf der einen Seite die Schluchten und Kuppen des Plateaus mit seinen Ackerflächen und Kiefernwäldern, und auf der andern Seite des Zuges tauchen über dem Rande nacheinander die Dächer und Kirchtürme von Krebsjauche, Ziltendorf und Vogelsang auf. Diese Dörfer liegen neben dein östlichen Rande der Terrasse im Oderthal. Der Boden der Terrasse ist das ödeste Land, auf dem nur sehr spärlicher Roggen und dürftige Kiefern gedeihen. Von dem neuen Oder-Spree-Kanal ist nicht viel zu sehen. In den Lücken zwischen den Kiefernschonungen tauchen ab und zu ein paar Telegraphenstangen auf, und erst kurz vor Fürsten berg erblickt man den Damm, welcher ihn streckenweise begleitet. Die Stadt Fürstenberg liegt zu weit von der Bahn ab, man erkennt nur die Häuser der neuen Strasse, welche allmählich zwischen dem Bahnhof und der Stadt entstanden ist. Auf der anderen Seite des Bahnhofs fällt das grosse Gebäude einer Glashütte in die Augen und weiterhin der Schornstein und die zugehörigen Anlagen einer Briquettfabrik. Südlich der Stadt wird der neue Oder-Spree-Kanal dicht oberhalb der ersten Schleuse überschritten. Vor der Schleuse waren die Kähne in einer langen Reihe neben dem Ufer verankert. Bei Läwitz, nördlich von Neu- Zelle hört das Vorland auf und die Eisenbahn läuft von nun ab in dem Thal der Oder. Prächtig liegt Neu-Zelle. Vom Abhang herunter blicken die beiden weissen Kirchen mit dem Lehrerseminar in das Thal, und die Häuser sind dicht von grünem Laub eingehüllt. Der Plateaurand schiebt sich von Fürstenberg bis Wellmitz in einem flachen Bogen nach Osten vor, so dass man südwärts von dieser Stelle aus Neu-Zelle am Rande hervorleuchten sieht, während im Hintergründe das massige Dach und der niedrige Turm der Fürstenberger Kirche sich scharf gegen den Himmel abheben. Im Neissethal wird der Plateaurand immer einförmiger, und die Schluchten und Böschungen werden immer flacher.