Heft 
(1899) 8
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4. (2. ausserordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

der Mark vor und das andere die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches.

Endlich besichtigten wir von der Stadt noch den letzten Überrest der alten Befestigung. Auf dem Pflaster hatte Herr Professor Jentsch mit Kalklösung den Grundriss der ursprünglichen Baulichkeiten auf­tragen lassen; von dieser Befestigung ist nur noch der dicke oder Zindel­turm erhalten mit einem kurzen Stück der Mauer und der Bastion.

Zwischen der Stadt und den Bergen breiten sich die Anlagen aus. Auf dem Willielmsplatz steht das Kriegerdenkmal, eine Germania auf hohem Postament mit den Namen der Gefallenen. Die Anlagen führen allmählich auf die Weinberge. Sie sind auf dem östlichen Ufer der Neisse gelegen und tragen an ihren Abhängen und auf der Höhe eine grosse Zahl von Villen und Häusern neben mehreren Restaurationen. Es führen anmutige Promenaden durch diese Berge, Hohlwege oder mit Buschwerk bepflanzte Steige. Auf dem höchsten Gipfel hat man einen kleinen Pavillon mit einer Orientierungstafel errichtet. Man sieht von hier oben auf die Stadt, deren Häuser und Fabrikschornsteine aus dichtem Laubwerk hervorschauen. Dahinter aber breiten sich die Wiesen und Felder des Neissethales aus und ringsum in weiterer Ferne bis an den Horizont die Wälder der Niederlausitz.

In dem Restaurant Kaminskis Berg war bei unserer Ankunft die Tafel schon gedeckt. Nach der Suppe brachte Herr Geheimrat Friedei den Kaisertoast aus und Herr Oberbürgermeister Bollmann toastete auf dieBrandenburgia. Herr Teige feierte die Stadt Guben und dankte für den gastfreundlichen Empfang, während Herr Fey er abend-Görlitz das Hoch auf die Damen ausbrachte. Endlich gedachte Herr Professor Jentsch noch im besonderen unseres II. Vorsitzenden, des Herrn Geheim­rats Friedei, den er als den ersten Förderer der prähistorischen Wissen­schaft . in der Mark feierte. Eine zweite Ehrung aber wurde dem Gefeierten dadurch zu Teil, dass von der Tischgesellschaft ein reizendes Lied gesungen wurde, dessen Text während der Tafel verteilt worden war, und das in neckischer Weise die mannigfachen Bestrebungen und Interessen unseres Vorsitzenden aufzählte.

Pünktlich um 4 Uhr begab sich die Gesellschaft bergab zu den Kähnen, welche bald unter heiterer Musik neisseabwärts schwammen. Die Ufer sind nicht hoch, trotzdem ist vom Wasser aus ein Einblick in die nähere Umgebung unmöglich. Weiden- und Eichenbuschwerk begleiten die Flussränder.

Der Park von Buderose stösst mit seinen niedrigsten Partien bis an das Ufer der Neisse. Hier steht sogleich eine stattliche Eiche, von der leider schon der grösste Teil der Äste abgestorben ist. Die Eiche ist der Anknüpfungspunkt für einige Sagen und abergläubische Vor­stellungen geworden. Neben dieser finden sich noch andere, auch recht