Heft 
(1899) 8
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6. (4. ausserordentliche) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

Meine hochzuverehrenden Herren!

Als Vorsitzender des Brnnold-Ausschusses habe ich die Freude uud die Ehre, die heutige festliche Versammlung zu eröffnen, in deren Mitte das Denkmal für einen mit Recht beliebten deutschen Dichter und Schriftsteller und für einen der wackersten Bürger der Stadt Joachims­thal, als Zeichen dankbarer Gesinnung und Verehrung, nunmehr enthüllt werden soll.

Die besonderen Verdienste unsers Landsmanns Brunold zu schildern, liegt dem Festredner ob. Meine Pflicht ist es, die Erschienenen zu be- grüssen. So begrüsse ich denn die behördlichen Vertreter, die Vertreter der Korporationen und Vereine, den Meister des Denkmals,'die Gönner und Freunde des Werks und alle sonst Anwesenden; ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen und heisse Sie alle auf das Herzlichste willkommen.

Bevor ich das Zeichen zur Enthüllung gebe, weise ich darauf hin, dass wir uns auf einer Stätte und in einer Stadt befinden, welche unserm Erhabenen Herrscherhause ihre Entstehung verdankt. Unter dem Schutz und Schirm unsers Landesherrn sind auch wir heute hier versammelt, und so fordere ich Sie, geehrte Anwesende, auf, demselben mit einem dreimaligen Hoch zu huldigen. Seine Majestät der Kaiser und König, Er lebe Hoch Hoch Hoch!

Während die MusikHeil, Dir im Siegerkranz intonierte und die Versammlung einen Vers des Nationalliedes sang, fiel die Hülle des Denkmals.

Meine verehrten Damen und Herren!

Es ist immer eine besondere Ehre und ein Vergnügen, bei feierlicher Tafel den Toast auf unsern Kaiser und König auszubringen. Hier in Joachimsthal aber ist der Kaisertoast für den Festredner um so dank­barer, als ihm der historische Stoff gewissermassen von allen Seiten zu- strömt, denn hier vermag der Redner eine fast ununterbrochene Kette geschichtlicher und vorgeschichtlicher Erinnerungen von der Steinzeit ab durch das Mittelalter hindurch bis in die hohenzollersclie Epoche und bis auf die allerneuste Gegenwart zu ziehen.

Zwar der Ort Joachimsthal selbst ist jung, denn er ist noch nicht 600 Jahre alt, aber die Umgebungen sind um so älter. In der benach­barten Schorfhaide liegen Hünengräber und Zeugen der Stein- und Bronzezeit. Im Norden von Joachimsthal klingt die Sage von Berens- kirchhof und vom Hackeiberend an die germanische Göttersage an. Im Werbellin-See ist nach der Sage eine Stadt versunken, welche Rudolf Virchow gewiss mit Recht mit den daselbst von ihm untersuchten wendischen Pfahlbauten in Verbindung gebracht hat.

An die askanische Markgrafenzeit erinnert uns die Askanierburg am Südende des Sees, an deren Stätte Prinz Karl von Preussen, der